1914 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Techter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 55 —
Herges einschließen. Den Anfang des Ortes bildete ein schon im
8. Jahrhundert gegründetes Benediktinerkloster, das, später umgebaut,
jetzt zum Lehrerseminar eingerichtet ist. Von Gelnhausen ab er-
weitert sich das Kinzigtal, und schöne Wiesen und fruchtbare Felder
begleiten den Fluß. Die älteste Geschichte des vielleicht schon zur
Karolingerzeit gegründeten Ortes ist dunkel; häufig wird aber der
Name der Stadt in den Urkunden genannt, seit Friedrich Barbarossa
den Ort zu einer sreien Reichsstadt erhob und auf einer Kinziginsel
einen prächtigen Palast erbauen ließ, dessen Ruinen noch heute steheu.
Auch die nachfolgenden Kaiser weilten häufig in Gelnhausen. Im
dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt sast ganz zerstört, auch im
siebenjährigen Kriege und 1813 arg mitgenommen. Jetzt ist sie ein
ausblühender Ort von 4900 Einwohnern. Ein Denkmal erinnert
daran, daß Philipp Reis, der Erfinder des Telephons, hier geboren
wurde.
e) Der Vogelsberg.
Der Aufbau des Vogelsberges ist sehr regelmäßig. Aus der
Wetterau und aus den Tälern der Kinzig und der Fulda steigt er
ziemlich gleichmäßig unter kleinem Winkel zur Mitte hin an. Hier
bildet er eine von Bergkuppen umgebene Hochebene mit einem Durch-
messer von 7—10 km. Dieser obere Teil des Vogelsberges heißt
der Oberwald. Von demselben senken sich nach allen Seiten Berg-
rücken zu den Ebenen hinab. Der Vogelsberg hat also im ganzen
die Form eines abgestumpften Kegels. Seine Grundfläche hat einen
Halbmesser von etwa 25 Ion.
Die Hochebene des Oberwaldes liegt etwa 600 m über dem
Meere. Sie wird nach dem größten Orte auf ihr die Breunges-
hainer Heide genannt. Die sie umgebenden Bergkuppen über-
ragen sie nicht beträchtlich. Der höchste Punkt des ganzen Vogels-
berges ist der Tauf st ein (772 m). Aus ihm ruht ein riesiger, aus-
gehöhlter Stein, den Bonifatius, der den Hessen das Christentum
brachte, als Taufbecken benutzt haben soll. Nicht weit vom Tauf-
stein liegen nördlich der Geiselstein (721 in) und der „Sieben
Ahorn" (755 in), südlich der Hohenrodskopf (767 m). Am
Südrande des Oberwaldes erheben sich der Bilstein (667 in) und
die Herchenhain er Höhe (732 m). Von allen diesen Punkten
hat man eine prachtvolle Aussicht, soweit sie nicht durch die hohen
Buchenwälder gehindert wird. Der Blick reicht über die Bergabhänge
und vorgelagerten Ebenen hinweg bis zu den blauen Höhen der
Rhön, des Spessarts und des Rheinischen Schiefergebirges.
Vom Oberwald gehen nach allen Richtungen, wie Radien eines
Kreises, Bergrücken aus, die durch tiefe Flußtäler voneinander ge-
schieden sind. Sie senken sich nach Südwesten, Westen und Nord-
westen allmählich und reichen bis weit in die Hessische Senke hinein.
Nach Norden hin bilden sie den Übergang zu dem Knüllgebirge.
Nach Osten und Südosten zum Fulda- und Kinzigtale hin ist ihr
Abfall steiler. Zwischen beiden Flußtälern stellt ein Höhenzug, der