1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Der Harz.
Die Erhebung des Harzgebirges aus seinem Vo.rlande.
Wenn der Sommer in das Land kommt, dann ziehen Tausende
von Menschen aus den großen Städten unsers nördlichen Deutschlands
zum Harze, um hier Erholung und Stärkung in den schönen Bergen
zu suchen. Jeder dieser Fremden, der einmal in den Harzbergen weilte
oder wohnte, kehrt gern zu ihnen zurück; denn es ist schön und gesund
in diesen Bergen.
Harz heißt Waldland. Dieser alte Name ist noch heute nach
Jahrtausenden richtig; denn, ob uns die Eisenbahn von Norden oder
Süden, von Osten oder Westen zum Gebirge führt, die aufragenden
Harzberge zeigen überall dichte Bewaldung. Dem aus Osten oder Norden
kommenden Wanderer steigt die Gebirgsmasse schroff und hoch aus der
Ebene auf. Ebene und Berg stoßen sast unmittelbar aneinander. Das
Gebirge macht dort, von unten gesehen, so recht den Eindruck, den ein
Harzforscher vor 100 Jahren in die Worte faßte: „Der ganze Harz
ist gleichsam nur ein Berg, der durch eine fast unzählbare Menge von
Thälern in viele Anhöhen geteilt wird; auf der Höhe scheinen also
keine eigentlichen Berge mehr zu sein, sondern nur Anhöhen und Un-
gleichheiten" (Lasius 1790).
Die Thaleinschnitte sind an der Ost- und Nordseite des Harzes
so schmal, daß in ihren Engen nicht Raum war für größere Anfiedlungen.
Wie Perlen auf einer Schnur liegen darum unmittelbar am Gebirgs-
fuße in fast gerader Linie von Nordwesten nach Südosten die Orte
Goslar, Oker, Harz bürg, Ilsen bürg, Wernigerode, Blanken-
bürg und Tha le. Von diesem letztgenannten Orte ab wird der Rand
der Gebirgswand niedriger, und sanfte Hügelketten legen sich vor die
Harzberge. Immer mehr senkt sich die in gerundete Einzelberge und
durcheinanderziehende Bergketten aufgelöste Masse des Gebirges; so
läuft der Gebirgsfuß weiter bis Hettstedt. Von da zieht die Grenze
südlich auf Mansfeld, wo sie in dem Gewirr von kleinen Hügeln
stundenweit nicht zu erkennen ist. Erst bei Neustadt am Honstein läßt
sich die Scheidung zwischen Harzbergen und Vorhügeln wiederfinden.