1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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abgaben brachen seinen Wohlstand und drückten es zur kleinen Land-
stadt herab, die mit dem Jahre der Gründung ihrer Universität (1737)
wieder zu wachsen begann. Im letzten Jahrhundert hat die Stadt ihre
Bewolmerzahl mehr als verdreifacht; von der Zahl 9000 des Jahres
1800 sind 30200 im Jahre 1900 geworden. Aber selbst in diesem
vergrößerten Göttingen hängt Verkehr, Industrie, überhaupt das ge-
samte Leben und Treiben mit den Einrichtungen und Bedürfnissen der
Hochschule zusammen. Dieselbe wird gegenwärtig von 1400 Studenten
besucht.
Einige Stunden unterhalb Göttingens bei dem Flecken Nörten
verengt sich das Leinethal etwas; eine Sandsteinschicht, mit der Burg-
ruine Hardenberg gekrönt, drängt von rechts vor. Von da ab
verbreitert sich das Thal und erreicht bei Northeim wieder die
Breite von 4 km. Bei Salzderhelden kommt dann von links her
die Jlme aus einer breiten Mulde, in der Einbeck liegt. Nort-
heim und Einbeck waren feste Städte, die wichtige Straßenübergänge
deckten. In der Reformationszeit war beider Bedeutung groß; die
Blütezeit beider Städte endigte der Dreißigjährige Krieg. Unter den
gleichen natürlichen Bedingungen — denn beide Städte haben fetten
Lehm- und Mergelboden, auf dem die Zuckerrübe, das Getreide und
der Tabak gut gedeihen — wird Northeim (7800 Einw.) als wich-
tiger Eisenbahnknotenpunkt über das von den großen Verkehrslinien
abliegende Einbeck (8000 Einw.) emporwachsen. Die Eisenbahnen
sind den Industrien sehr zu gute gekommen, so daß in Northeim die
große Rhumemühle, die Tabakfabriken, Korn- und Viehhandlungen
bedeutend geworden sind. Im Jahre 1892 ist in der lebhaften Stadt
auch ein Lehrerseminar errichtet. In Einbeck ist in den letzten Jahr-
zehnten eine berühmte Bierbrauerei wieder erstanden, die jährlich mehr
als 3000 hl Bier nach Afrika, Süd-Amerika und Australien schickt.
Auch ist dort eine Webeschule eingerichtet, die im nahen Solling die
Weberei wieder belebt. Wertvoll für die Entwicklung der Stadt sind
auch ein Technikum und eine Präparandenanstalt.
Bei Salzderhelden, wo die Jlme in die Leine mündet, be-
ginnt der Lauf der Leine sehr wechselvoll zu werden. Hügelrücken
treten von links und rechts hart all den Fluß heran, zwischen ihnen
hat sich der Fluß in gewundenem Laufe seinen Weg gesucht. Bei
Grene, unterhalb des Ortes Kreiensen und vor Alfeld hat die
Leine die Hügelketten durchbrechen müssen, bevor die seeartig auf-
gestauten Gewässer abfließen konnten. Erst nach dem nördlichsten Durch-
bruche bei Nord stemmen findet der Fluß in breiter Thalmulde ein
ruhiges Bett, in dem er, von Hannover ab völlig im Flachlande,
sein Wasser bei Eickeloh in die Aller leitet.
e) Das Weserthal im Verglande.
Mit der Aller geht das Wasser der Leine zur Weser, die also
als Hauptfluß bezeichnet werden muß. Ihr Thalweg in unserm Berg-
lande ist eine sehr enge Spalte, die erst bei Hameln sich erweitert.