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1. Die Provinz Hannover - S. 65

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 65 — die Flüsse in tief eingeschnittenen Thälern der Elbe zueilen. Kommt dagegen der Wanderer von der Allerniederung, so steigt ihm das Land kaum bemerkbar an. Die Flüsse schleichen von der scheinbar endlosen Ebene nach Süden in vielen Windungen durch einen Moorgürtel der Aller zu. Von der Aller aus wollen wir bei Celle die erste Wander- fahrt durch die Heide antreten. Die Bahnstrecke von dort nach Lüne- bürg und Hamburg soll uns die Richtung weisen. Dürftige Acker- selder, ausgedehnte Heidestrecken, dunkle Föhrengehölze durchziehen wir zunächst aus unserer Wanderung. Dann werden die Waldungen immer ausgedehnter. Zwischen den Föhren tritt die Tanne auf und bald auch in den Niederungen die starke Eiche und die schlanke Buche. Heidel- und Kronsbeeren bedecken den Boden. Das große Waldrevier, in welches wir eingetreten sind, ist der bekannte Lüßwald. In der Lüß ist die Wasserscheide zwischen der zur Aller gehenden Lachte, der zur Ilmenau gehenden Hardau und der zur Örtze fließenden Sothrieth. An der Sothrieth hat man 1837 die wichtigen Kiesel- erdelager gefunden. Diese Kieselerde ist gebildet durch die Panzer kleiner, einzelliger Pflanzen, der Diatomeen (Spaltalgen oder Kieselalgen). Man kennt von ihnen jetzt etwa 1500 Arten, die in nnsern süßen Gewässern leben. Wo man solche Lager von Kieselerde findet, sind Milliarden dieser Wesen im Wasser untergegangen und haben Schichten gebildet, die an manchen Stellen bis 30 m dick sind. In der Industrie ist diese Erde sehr geschätzt. Da sie ein sehr schlechter Wärmeleiter ist und außer- ordentlich viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, so gebraucht man sie beim Häuserbau und bei Dampfkesfeln als Wärmeschntzmafse und mehr noch zur Herstellung des ge- fährlichen Sprengstoffes Dynamit. Schreiten wir an den Kieselerdelagern weiter am Sothriethbache, so kommen wir unterhalb der Mündung des Wassers in die Örtze nach dem bekannten Missionsorte Her manns bürg. Oberhalb der Sothriethmündung beginnt am rechten Örtzeufer eine 9 km lange und auch ebenso breite, baumlose Heidefläche, in der sich auch nicht eine einzige menschliche Wohnung befindet; das ist der größte deutsche Trup- penübungsplatz, die Heide bei Munster. Das bunte militärische Treiben bei den Barackenlagern hat diesen stillen Heideort völlig ver- wandelt. Kaufladen an Kaufladen entsteht, und in jedem Laden werden für unsere Soldaten gegen gute Bezahlung Waren feilgehalten. Wir wenden uns von den großen Heidestrecken bei Munster wieder östlich, dem Lüßwalde zu. Nach Norden entströmt dem herrlichen Waldgebiete in gewundenem Laufe die Hardau, deren klares Wasser wie ein Silberstreif aus dem saftigen Wiesenteppich der User hervor- leuchtet. Eine Stunde unterhalb der Hardauquelle liegt Suderburg. Dieses Dorf sendet seine in besonderer Schule vorgebildeten Wiesen- baumeister durch ganz Europa. Rings um den Ort sehen wir die musterhast angelegten Rieselwiesen liegen, deren reiche Graserträge die Wohlhabenheit Suderburgs begründet haben. Das Hardauwasser wird aufgestaut und in besondere Gräben geleitet. Von diesen Hauptgräben geht durch kleine Schleusen das Wasser über die Wiesenflächen der Besitzer. Diese haben nach bestimmter Regel auf den Grundstücken Beuermann, Hannover, ~
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