Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Provinz Hannover - S. 71

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 71 — sondern gerade das als arm verschrieene Heide- und Moorgebiet, wie man das an vielen Dorfnamen auf „Isen" (= Eisen) erkennen kann (Isenhagen, Isenbüttel). Wo das Eisen nicht so wie hier sehr stark dem offen daliegenden Boden beigemischt war, da grub man den Rasen- eisenstein aus dem Heidesande hervor, wie man das noch heutzutage bei Lüneburg und Lingen thut. Weiter aufwärts bei Hützel am Luheflusse finden sich sehr reiche Kieselguhrlager, die sich 4 bis 5 km lang hinziehen und die ganze Welt mit dieser Algenerde versorgen können. Wir schreiten weiter an der Luhe hinauf, die uns in ihrer Quelle schon Merkwürdigkeiten zeigt. In einem schmalen, sumpfigen Thale schlängelt sich uns ein klarer Bach entgegen, der aus einem Föhren- dickicht kommt. Jenseit desselben ziehen sich kleine Teiche in der Thal- senke dahin, die ohne Ausfluß zu sein scheinen. Man hat aber den etwas zitternden Wiesenteppich zwischen den Teichen durchbohrt und gefunden, daß unter dieser 1/2 m dicken Moorpflanzendecke der Bach dahinfließt. Die Luhequelle ist also in oder hinter dem oberen Teiche. So mag es mit vielen kleinen Gewässern unfers Flachlandes geschehen sein, daß die kräftig wachsenden Moorgräser die ursprüngliche Quelle längst begraben haben. Sind wir aus dem Quellthale der Luhe an den Heidegehängen emporgestiegen, so befinden wir uns auf einem 40 kui langen Hügel- rücken. Dieser geht nach Westen wie nach Osten in eine baumlose Ebene über, während er nach Norden und Süden zu etwas ansteigt. Die südliche Anhöhe ist der Falkenberg und die nördliche die Wilseder Höhe. Letztere ist mit ihren 171 m die bedeutendste Erhebung unseres Flachlandes. Von der Wilseder Höhe aus wollen wir Umschau halten über das Centrum des eigentlichen Heidelandes. Der von Süden her sich sanft aus dem langen Hügelzuge hervor- hebende Wilseder Berg fällt nach Norden und Westen steil ab. Sein oberer Teil ist kahl; nur hin und wieder ragt ein Wacholder- strauch aus dem Sande hervor. Am Abhänge tritt aus der Sandschicht fettere Erde heraus, aus der trotz der Trockenheit kümmerliche Wald- bäume ihre Nahrung ziehen. Die Aussicht umfaßt bei klarer Luft Lüneburg, Hamburg, Bremen, den Deister, ja den Brocken. Doch uns reizt jetzt nicht das Fernliegende, wir wollen das anliegende Heideland kennen lernen. Da erscheint es zunächst bemerkenswert, daß der trockene Heiderücken, zu dem die Wilseder Höhe gehört, eine außerordentliche Zahl von Flüssen strahlenförmig aussendet. Ihre Quellen sind fast sämtlich, von der Höhe abgedrängt, im niedrigen Moore zu suchen. Zur Elbe gehen die Luhe, Seeve und Este, zur Weser die Wüntme mit ihren Zuflüssen und zur Aller die Ortze und Böhme. Im Südosten zieht ein ununterbrochenes Waldgebiet unsern Blick auf sich; das ist der ^ Meilen lange und eine ganze Meile breite Raub- kammerforst. Dieser sich immer weiter über die Heide er- streckende Föhren- und Tannenwald zeigt uns recht greifbar, daß wir bald von einem Lüneburger Walde, nicht mehr von einer Lüneburger Heide werden reden können. Vorläufig sind allerdings auch noch im Süden und um die Raubkammer im Südosten herum stundenweit sich
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer