1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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auf seinen Dampfern für. 77a Mill. Ji Lebensmittel; davon waren
z. B. etwas mehr als 3000000 Pfund Rindfleisch und dazu 637
lebende Ochsen, 500 000 Psund Butter, mehr als 10 Mill. Pfund
Kartoffeln und 1 Mill. Flaschen Bier. Bremen hat sich besonderer
Handelszweige bemächtigt, die es jetzt auch völlig beherrscht. Vor allen
Dingen ist Bremen der Hauptlagerplatz des Tabaks für ganz Europa.
Bedeutsam sind auch der Reishandel, der Handel mit Baumwolle
und Petroleum. „Wo der Handel einen Mittelpunkt findet, da ruft
er Industrie (Gewerbefleiß) hervor, und — es hängt eines am anderen
— Industrie schafft wieder Handel; das können wir an Bremen recht
deutlich sehen." Eine große Anzahl von Tabakfabriken ist in der Stadt
und um dieselbe entstanden, die für 20 Mill. Jt Cigarren fertigen.
Im Anschluß daran sind weiter Eigarrenkistensabriken zu nennen, in
denen etwa 50 Schiffsladungen amerikanisches Cedernholz verarbeitet
werden. Die Kistenzahl, welche hergestellt wird, ist so groß, daß
Bremen nur die Hülste derselben verbrauchen kann. Im Anschluß
an den Reishandel sind hier die größten Reismühlen Deutschlands ent-
standen. Zum Baumwollenhandel gehören die zahlreichen Spinnereien
in den Vororten, von denen jede einzelne 1000 und mehr Arbeiter
beschäftigte
Die Stadt Bremen verliert in ihrem Centrum von ihren Ein-
wohnern immer mehr Leute. Ganze Häuserreihen enthalten nur noch
Schreibstuben, Läden und Warenlager. Die Familien der Handels-
Herren wohnen in den Villenvierteln der Vorstädte in kleinen, ganz
in Gärten versteckten Häusern. Von berühmten Gebäuden sind der
zweitürmige gotische Dom und das ebenfalls gotische, später mit reich
geschmückter Vorderwand versehene Rathaus zu nennen.
Nördlich von der Lesum liegt vom Bremer Lande nur Bremerhaven
und der frühere Bremer Winterhafen Vegesack. Vegesack ist recht
freundlich am Südfuße der Geesthügel an der Lesummündung gelegen.
Die Stadt ist sehr betriebsam; sie hat ausgedehnten Holzhandel,
Segeltuchfabriken und Baumwollspinnereien. Von Vegesack wendet sich
die Bahn Bremen-Bremerhaven im Bogen nach Osten, weil unterhalb
des Ortes die eigentlichen Wesermarschen beginnen.
Von dem hohen Geestrücken, aus dem die Bahn entlangzieht,
liegt östlich, um die Hamme herum, das bekannte Teuselsmoor.
Die 220 qkm große Fläche ist mit 69 Moorkolonien besetzt, in denen
15000 Menschen wohnen. Wenn man von dem mitten im Moore
aufragenden Weyerberge das Teufelsmoor überblickt, so gewahrt
man hie und da große Kanäle, die die Moorstriche durchschneiden und
nach allen Seiten Verbindung zulassen. Der Hamme-Ostekanal
bietet Gelegenheit, mit den Torffrachten in das Elbgebiet zu kommen,
und die Semkenfahrt stellt die kürzeste Verbindung nach Bremen
her. Außer durch Torsstechen gewinnen die Bewohner des Teufels-
moores ihren Unterhalt aus den Erträgen der Viehzucht. Sobald die
an einzelnen Stellen bis 9 m dicke Torfschicht abgeräumt ist, lassen
sich auf der Grundschicht di& vorzüglichsten Wiesen anlegen, welche
Hunderte von Rindern ernähren. Als ältester Ort des Teufelsmoores