Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Provinz Hannover - S. 113

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Insbesondere verdanken der Thätigkeit des Wassers jene außer- ordentlich fruchtbaren Schlammgebiete ihre Entstehung, die unter dem Namen Marschen unser Land umziehen. Heben wir ein bisher un- berührtes Stück echter Marscherde aus dem Boden und trocknen dasselbe, so blättert es in lauter dünnen Schichten ab, während die Schlamm- erde, bei deren Entstehen das Meer nicht half, als gleichförmige Masse daliegt. Das Meer muß also diese Merkwürdigkeit der Marscherde unmittelbar veranlassen. Jeden Tag zweimal steigt das Wasser des Meeres an der Küste zu bedeutender Höhe; die Flut kommt, sagt der Küstenbewohner. Ebenso oft weicht das Wasser weit von der Küste zurück, was man als Ebbe bezeichnet. Für die Bildung der Marsch sind nun die Zeiten die wichtigsten, in denen die Flut aufhört und die Ebbe beginnt, oder in denen die Ebbe steht und die Flut einsetzt. Da ist die Bewegung des Wassers so langsam, ja fast völlig aufgehoben, daß die feinen festen Teile (Thonerde, Tier- und Pflanzenreste), die sonst noch getragen werden konnten, zu Boden sinken müssen. Diese Ruhezeiten — Stauzeiten nennt man sie — werden auch im Flußlaufe vor der Mündung, wo die Seeströmung gegen das Flußwasser stößt, bemerkbar. In jeder Stauzeit bildet sich ein fester Niederschlag, welcher nachher, wenn er nicht durch andere Ursachen wieder zerstört wird, als blattdünne Schicht im Boden kenntlich ist. In Zeiten, in denen Sturm- fluten das Meer aufwühlen oder die Flüsse Hochwasser zuführen, werden die abgelagerten Schlammschichten an ruhigen Plätzen von vier- bis fünf- facher Dicke. Das Flußwasser bringt außer den mitgeführten Erdmassen eine Menge von Salzen und Eisen aufgelöst mit. Diese aufgelösten Teilchen giebt das Wasser nur schwer ab. Aber durch das Zusammen- treffen von Fluß- und Seewasser werden sie ausgeschieden, sinken mit den Schlammmassen und den Millionen von Tierleichen zu Boden und erhöhen die Fruchtbarkeit der Marschen. Wie die reichen Marschen ein Geschenk des Wassers darstellen, so führen auch die ärmsten und ödesten Gegenden Hannovers, die Moorstrecken, ihre Entstehung auf die Gewässer zurück. Nach Berech- nungen nehmen diese Moorbildungen l/i des Bodens der Provinz ein (n. Salfeld). Wo das Niederschlagsgewässer sich in flachen Mulden fammelt und stehen bleibt, weil der Boden das Einsickern nicht ge- stattet, da entstehen Moore. Das Eindringen in den Boden kann einmal dadurch verhindert werden, daß undurchlässige Erdschichten in der Mulde vorhanden sind, oder es kann auch das Grundwasser, das den Boden durchtränkt, bis zur Oberfläche aufsteigen. Als die eigentlichen Moor- bildner kommen in solchen Senken und Tümpeln besondere Pflanzen hinzu, die wir aus den Schilderungen der Moore schon kennen. Gerade der anscheinend durchlässigste Erdboden, der Sand, begünstigt unter gewissen Vorbedingungen die Moorbilduug. Alle unsere großen Moore im Flachlande ruhen auf Sandgrund; auf Lehmboden ist diese Moor- bildung verschwindend gering. Aus dem Sande laugen nämlich durch den Regen einige Salze und Säuren mit Eisenspuren aus, die den ^and in der Tiefe zu einer festen Masse kitten. Die entstehende Sand- schicht, der Ortstein oder Raseneisenstein genannt, die oft bis zur Dicke Ben ermann, Hannover. 8
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer