1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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von V2 m im Boden steht, sperrt dann dem Wasser das Eindringen,
und die Moorbildung beginnt.
Die Moore in den Niederungen und an den Rändern von Seen
zeigen einen ganz anderen Pflanzenwuchs als die höher liegenden Moore.
Dort sind Sumpfgräser und Moose aller Art die vorherrschenden
Pflanzen, hier Heide und hartstenglige, kleine Büschelpflanzen. Man
hat des verschiedenen Aussehens wegen die Niederungsmoore von den
hoch liegenden Mooren unterschieden und hat jene die Grünlands-
moore, diese die Heidmoore oder Hochmoore genannt. Die
Grünlandsmoore füllen allmählich die Vertiefungen (Sümpfe und kleine
Seen) aus und arbeiten so dem Menschen vor. In dem Wasser setzen sich
an den flachen Ufern Binsen, Schilfrohr und Moose an. Die
verwandelten Pflanzenreste erhöhen, gemischt mit Schlamm, das Ufer
bis zum Wasserspiegel, und andere Pflanzen ersetzen sie. Ringförmig
fortschreitend, schnüren diese Moorpflanzen das Wasser immer mehr ein
und arbeiten der Mitte zu. Dazu kommen noch unter besonderen Um-
ständen die „schwimmenden Wiesen", wie wir sie am Steinhuder
Meere kennen gelernt haben, und beschleunigen die Ausfüllungsarbeit.
Alle unfere größeren Moore sind Hochmoore, an denen als
besondere Eigentümlichkeit die Ausivölbung in der Mitte gilt. Es giebt
einzelne derselben, deren Mitte fast 10 m höher liegt als der Rand.
Eine Erklärung für diese Thatsache hat man darin gefunden, daß man
sagt, der mittlere Moorteil ist älter und darum dicker als der Rand.
Gerade wie am Waldesrande die Baumäste sich an der Lichtseite stark
und lebenskräftig ins Freie vorrecken und an der Waldseite in Luft-
knappheit und Lichtmangel verkümmern, gerade so verschieden ist das
Wachstum der kleinen Moorpflänzchen. In der Moormitte gleichen sie
jenen bevorzugten Baumästen; sie haben sehr günstige Lebensbedingungen
und wachsen darum sehr schnell, während die Torfmoose an den trockenen
Rändern im Wachstum zurückbleiben. So entstehen im Laufe der langen
Bildungszeiten der Moore die gewölbten Rücken mit den in der Mitte
erheblich stärkeren Moorschichten. Dazu kommt, daß der Druck der
gewaltigen Moorschichten eine breite Schicht Moorbrei an den Rändern
auspreßt, auf dem sich natürlich die Moorpflanzen weiter entwickeln.
So frißt das Moor gleichsam an den Seiten weiter und breitet sich
über seine Ränder aus. Dem gewaltigen Drucke der mit Wasser ge-
tränkten Moorschichten schreibt man auch die Bildung jener merkwürdigen
Seen mitten auf den Wölbungen der Hochmoore zu. Die Moormitte
ist an diesen Stellen gleichsam auseinandergerissen, und die Spalten
haben sich mit Wasser gefüllt. (Ostfriesische Moormeere.)
C. Tis- und Windwirkungen.
Wasserkraft und Verwitterung haben in jahrtausendlanger ge-
meinsamer Arbeit unserm Flachlande das heutige Aussehen gegeben.
Aber die Spuren der eigentlich formgebenden Kraft für das Flachland
haben nicht gänzlich verwischt werden können, nämlich die Spuren jener