1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Haufen und Bergen an — es entstehen Dünen (Dunum-Hügel).
Wie die Meereswelle dem Winde stets neuen Sand zuführt, und wie
diese Dünenberge z. B. den Nordseeinseln ihr eigentümliches Gepräge
geben, das erfuhren wir schon. Dort am Meeresstrande hat der Mensch
den Kampf mit der wandernden Düne, von der sein ganzes Wohl-
ergehen abhing, mit der vollen Kraft geführt, die die Verzweifelung
verleiht, und hat den wandernden Tod gefesselt.
Während dort am Meere der Schaden klug machte, entfesselte
noch bis in die jüngste Zeit mitten im Flachlande die blinde Habsucht
diesen schlimmen Feind aller Fruchtbarkeit. In den öden Heidegegenden,
die insgesamt schon alte Dünenlandschaften sind, zog man nämlich der
Erde noch die Haut ab; man beraubte sie der schützenden Heidedecke
und des Waldes, und Kind und Kindeskind werden ihre Voreltern
noch anklagen können, wenn sie vor ihren durch Sandwehen verschütteten
Äckern und Wiesen stehen. Welche ungeheuren Anstrengungen man
in der Emsgegend und in der Lüneburger Heide seit 50 Jahren macht,
dem llbel zu begegnen, wurde schon dargestellt.
Auch das Gebirgsland und die Hügellandschaft unsers Landes
geben uns deutliche Beweise starker Windwirkung. Jeder weiß, daß
man an der vom Winde abgekehrten Seite eines Hauses oder Gebüsches
geschützt ist. Man hat dort „Überwind". Gerade wie die Gegen-
stände an der der Sonne abgekehrten Seite einen Schatten werfen, so
geben die Gegenstände auch einen Windschatten (Windschutz). Die
meisten Winde des nördlichen Deutschlands kommen aus Südwesten;
die nordöstlichen Berghänge und Thäler liegen also im Windschatten.
Im Berglande faßt der Wind an der Luvseite (Windseite) die Erde
stark an. Wo feiner Staub und Sand auf dem Gestein liegt, bläst
er sie fort und reibt weiter mit den Körnchen auch am festen Gestein.
Die Folge davon ist, daß wir an der Windseite von Höhenzügen nur
wenig Ackerkrume auf dem festen Gesteinsgrunde finden, und daß an den
Abhängen hie und da das Gestein nackt zu Tage liegt. (Südwestseite
des Harzes.) Die schweren Sandteile verliert die Luft noch im Berg-
lande; aber der feine Staub hält sich viel länger schwebend. Er kommt
erst im Windschatten eines Berglandes zur Ruhe.
Bei dem höchsten Gebirge der Provinz Hannover, dem Harz,
reicht der Windschatten bis hinab nach Magdeburg. Grashalme und
Blätter sind hier zu Zeiten mit bräunlichem Mehlstaub wie gepudert;
fallender Regen spült den Staub dann zur Erde, wo ihn die Wurzeln
festhalten. „Indem sich der Boden durch Zufuhr von Staub erhöht,
rückt die Pflanzendecke in ein höheres Niveau. Die Kanäle aber, die
die Wurzeln einst einnahmen, bleiben als Hohlräume in der etwas
erhärteten Staublagerung zurück und lassen noch deutlich die Ver-
ästelungen der einstigen Wurzeln erkennen; so entsteht der Löß. Da
der Staub vorwiegend Thonstaub ist, vermengt mit verschiedenen
Salzen und auch mit Kalkstaub, so ist der vom Wasser nicht aus-
gelaugte Löß salz- und kalkhaltig und schafft eine Erde von hoher
Fruchtbarkeit" (Brückner).