1892 -
Halle (Saale)
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
114 Europa.
Dasklima zeigt stärkere Wärmeschwankungen, als das im übrigen
Südeuropa. Der breite N. hat heiße Sommer; aber in dem rauhen
Winter, der unter dem Einfluß der kalten N.-O.-Winde steht, verlieren
die Bäume noch ihr Laub. Auffallend ist der klimatische Gegensatz der
Gebieke u. und s. vom Balkan. N. noch sehr kalte Winter mit vielem
Schnee; s. gedeihen bereits prächtige Walnußbäume, vorzüglicher Wem
und wundervolle Rosen. Mit dem Vorkommen des Ölbaums an der
ägäischeu Küste beginnt das Mittelmeerklima. Vielleicht das schönste Klima
Europas hat Griechenland. Alle Südfrüchte gedeihen hier vortrefflich.
Die griechischen Weine und Korinthen haben einen bedeutenden Ruf.
Selbst die Dattelpalme zeitigt in günstigen Jahren ans den Inseln reise
Früchte.
2. ?ic Lemohner. Die Bevölkerung der Halbinsel bildet ein buntes
Völkergemisch. Der herrschende Volksstamm sind die Slav en (8 Mill.).
Zu ihnen gehören die Serben (in Serbien, Montenegro, Bosnien und
der Herzegowina) und die Bulgaren, zu beiden Seiten des Balkans.
In Griechenland, den s. Küstenländern und Inseln wohnen die Griechen.
(2* 2 Mill.) Unvermischte Nachkommen der alten Griechen sind indes nur die
Juselgriecheu und die Bewohner mancher Gebirgsgegenden. Aus dem
Festlande haben sich die „Neugriecheu" vielfach mit slavischem und alba-
nischem Blute gemischt. Die kriegerischen Albauer (1?,, Mill.) sind
Nachkommen der alten Jllyrier. Tie osmanischen Türken, ein mon-
goleuähnl icher Volks stamm, bilden in den östlichen Teilen des
Türkenreichs eine geschlossene Bevölkeruug. Außerdem siud uuter den
Bewohnern auch Armenier, Juden, Deutsche, Zigeuner,
Tataren und T s ch e r k e s s e n vertreten. — Der Religion nach
sind die Türken, der größte Teil der Albaneseu, eiu kleiner Teil der Be-
völkerung in Bosnien und Bulgarien Mohammedaner (3 Mill.). Alle
übrigen Bewohner gehören in überwiegender Mehrzahl der g r i e ch i -
schen (nicht nnierten» Kirche an. — Die Volksbildung steht
namentlich in den türkischen Ländern auf sehr niedriger Stufe.
Nuter den N a h r u u g s q u e l l e n ist in erster Linie die Land-
Wirtschaft zu nennen. Freilich ist dieselbe trotz des fruchtbaren Bo-
dens und günstigen Klimas arg vernachlässigt. Von Bedeutuug für die
Ausfuhr ist der Weinbau und die Oliveukultur in Griechenland, die
Rosenkultur im Maritzathal, der Anbau von vorzüglichem „türkischem"
Tabak und der Getreidebau in Bulgarien. Sehr ausgedehnt ist die S ch a f-
z u ch t (das Fleisch der Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel), und in Bos-
nien und Serbien, begünstigt durch die großen Eichenwaldungen, die
Schweinezucht. Die Ziege ist in Griechenland das wichtigste
Haustier. — Die Erzeugnisse des Gewerbefleißes sind uubedeuteud, abge-
sehen von der Teppichweberei. Auch S e i d e u z u ch t und an den
Küsten Griechenlands die Schwammfischerei zählen zu den wichtigsten
Erwerbsquellen. Den Binnenhandel fördern die neuen Bahn-
strecken zwischen Belgrad-Konstantinopel und Belgrad - Saloniki. Der
See Handel liegt in der Türkei darnieder, während Griechenland
darin große Fortschritte zeigt.
Vor allen andern Ländern Europas war die Halbinsel ihrer Lage
gemäß am meisten den Einwirkungen des Orients ausgesetzt. Hier uahm
die europäische Kultur, angeregt von der des Morgenlandes, ihren Aus-
gang. Bald übertrafen die Helleneu in Gedankenklarheit^und edleren? Ge-
schmack für Bau- und Bildwerke die Morgenländer. Todesmutig wurde
von den Griechen die junge europäische Kultur gegeu den Ansturm der