1892 -
Halle (Saale)
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Landeskunde. 163
nähren Rinder, Schafe und Ziegen. Die Viehzüchter wohnen in sennhütten-
artigen Holzhäusern, den Bauden, welche !ehr häufig auch deu Winter
hindurch bewohnt werden und dann Menschen und Vieh unter gemein-
samem Dach Schutz vor der Unbill der rauhen Witterung gewähren. Auf
den Bergwiesen wachsen bereits mancherlei Alpenkränter und Alpenblumen.
— Die tiefern Gehänge des Gebirges sind bis etwa 600 m Seehöhe reich-
lich mit Wald bestanden, worauf noch weiter abwärts das Gebiet des vor-
waltenden Feldbaues folgt. Am Nordfuß des Gebirges entlang zieht sich
das dichtbewohnte Hirschberger Thal hin, durchflössen vom Bober
Jenseits desselben erhebt sich ein dem Riesengebirge vorgelagertes Berg-,
land, das Bober-K atzbach-Gebirge- Zu den Vorbergen des Riesen-
gebirges gehört anch der sagenreiche K Y n a st.
Der Glatzer Gebirgskessel, vom Riesengebirge durch eine Senkung ge-
trennt, wird von parallelogrammartig gelagerten Randgebirgen eingeschlossen.
Nur die Nordwestseite erscheint wenig geschlossen. Der Nordostkamm
wird von der Glatzer Neisse durchbrochen. Im nördlichen Abschnitte
des Südwestrandes, dem aus Sandsteinmassen zusammengesetzten Heu-
scheuergebirge, fiudeu sich die merkwürdig zerklüsteteu Felseugebiete von
Adersbach und Weckelsdorf. Die höchste Erhebung des Glatzer
Kessellandes ist der Glatzer Schneeberg (1400 m). Im Innern des
Kessellandes ist eine wellige Fläche von wenig über aoo m Höhe. —
Im N =W. des Glatzer Kessellandes breitet sich das kohlenreiche Walden-
burger Berglaud aus. Es ist aus Vulkaugestein (Porphyr) aufgebaut
und zeigt steile, oft durch kurze, gewundene Thäler getrennte Gipfel- In
sehr geschützter Lage der Luftkurort Görbersdorf.
Die Sudeten sind das Quellgebiet zahlreicher Flüsse, welche auf der
N.'-O.-Seite nach der Oder, auf der S.-W.-Sdte zur Elbe und zum kleinen
Teil auch zur Donau gehen (March). Elbe und Oder haben zndem ihre
eigenen Quellen im Sudetengebiet.
Die Elbe („Els"-Flnß) entsteht ans der Vereinigung mehrerer Ge-
birgsbäche auf der Südseite des Riesenkammes (Elbwiese — Elbseiffen;
weiße Wiese — Weißwasser), durchbricht in einem nach 3. gerichteten Qner-
thal den böhmischen Kamm und durchfließt mm mit ihrem weitern obern
Lauf das böhmische Keffelland. Hier sammelt sie die Gewässer Böhmens
(Jser, Moldau. Eger), sodaß sie noch innerhalb Böhmens zum schiffbaren
Strom aufchwillt. Nach dem Durchbruch des Elbsandsteingebirges zieht
sie in nordwestlicher Richtung eiue breite Stromfurche durch das sächsische
Bergland, tritt dann in das deutsche Tieflaud und mündet nach langem
Laufe in die Nordsee-
Die Oder entquillt der Südecke des Geseukes und tritt durch die
mährische Pforte in deutsches Gebiet ein. Abgesehen von ihrem Quell-
gebiet ist sie ein vollständiger Tieflandsstrom, der zunächst im schleichen
Tieflande in n -w. Richtung den Sudetenzug begleitet und dann sich in
größtenteils nördlicher Richtung zur Ostsee wendet. Aus dem Glatzer Ge-
birgskessel eilt ihr die Glatzer Neiße, von den Vorbergen des Riesen-
gebirges die Katzbach und der Bob er zu.
Das Kli m a des ganzen Gebirgszuges weist eineu ziemlich schroffen
Wechsel von kalten Wintern und heißen Sommern auf. Diese Wärme-
gegensätze sind hauptsächlich durch die östliche Lage desselben bedingt.
Wesentlich für die einzelnen Gebiete ist, wie stets, die Höhenlage derselben.
Im Hirschberger Thal beträgt die mittlere Jahreswärme noch 7° C„ auf
der Schneekoppe bereits 0°.
ßciuoljltci* des Sudetenzuges sind fast durchweg deutscher
Justammimg. Nur im äußersten N.-W. wohnen Wenden, in einzelnen
^hälern des 8.-0. Tschechen. In der Nordwesthälfte herrscht das
evangelische Bekenntnis vor; im S.-O. sind die Konsessionsverhältnisse ge-
11*