1897 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
42 Die fremden Erdteile.
Halbinsel Malakka landzungenartig weit ins Meer. Fünf hohe, jedoch nicht
schneebedeckte Meridian-Gebirge durchziehen die Halbinsel in der Richtung
ihrer Küsten gen 880. Ihren Ausgang nehmen dieselben von Tibet und
dem sö. China. Zwischen ihnen fließen in langgestreckten Thälern 4 Ströme:
Jräwadi, Salwßn, Mßnam und Mekong. Vergleiche ihre Strom-
längen untereinander! Ihre Mündungsgebiete sind weite Tiefebenen von
großer Fruchtbarkeit.
Hinterindien liegt ganz in der heißen Zone und gehört zum asiatischen
Monsungebiet. Das heißfeuchte Tropeuklima begünstigt in den Berg-
ländern einen üppigen Waldwuchs (Tik-Holz) und auf dem fetten Schlamm-
boden der Flußthäler einen überaus ergiebigen Reisbau. Im allgemeinen
erinnert die Tier- und Pflanzenwelt durchaus an diejenige von Vorderindien.
Echt hinterindisch sind die Salanganennester, von den Chinesen als Lecker-
bissen geschätzt. Die Halbinsel Malakka gehört zu den wichtigsten Zinnländern
und ist die Heimat des Stein-Rotang („spanisches Rohr").
Die Bewohner sind aus Malakka Mala Yen (S. 30), im übrigen
Hinterindien Mongolen (S. 30). An der 0.- und 8.-Küste viele Chinesen,
welche fleißige Ackerbauer und rührige Handwerker und Händler sind. Die
herrschende Religion ist der Buddhismus. Diese Religion entstand durch
eine Art Reformation aus der älteru brahamanischen Religion. Sie verwirft
die Kasteneinteilung und den brahmanischen Götzendienst. Ihr Stifter war
Buddha, ein Königssohn aus Nipal, der als Prophet zur Zeit Cyrus auftrat.
Aus Vorderindien verdrängt (wo sie nur auf Ceylou und in Nipal herrschend ist)
fand sie zahlreiche Anhänger in andern Ländern Hinterasiens. Sic zählt etwa
soviel Anhänger, wie die christliche aus der gauzeu Erde, da sich zu ihr alle
Mougoleuvölker des mittleren und südöstlichen Asiens bekennen. Im Laufe
der Zeit ist sie zu leerem Formeldienst erstarrt, obgleich in ihren Sittenlehren
Anklänge an die christliche Moral nicht zu verkennen sind.
a) Das britisch e Hinterindien umfaßt die w. Küstenländer, das frührere
Königreich Barma und den 8. der Halbinsel Malakka. Besonders wichtig ist die
Reisausfuhr aus diesem Gebiet. Hauptausfuhrhafen ist die Hst. Rangun. Die
wichtigste Stadt in den „Straßenansiedelungen" (Straits Settlements) an der Straße von
Malakka ist das sehr verkehrsreiche Singapur, auf der gleichnamigen Insel gelegen.
b) das französische Hinterin dien umfaßt das fruchtbare Mekongdelta mit
der Hst. Saigon, das Königreich Kambodscha, das Kaiserreich Anam
und Tonking.
c) Das Königreich Siam, „das Reich des weißen Elefanten", ist ein unab-
hängiger Staat im Gebiete des Menam. Hst. Bangkok im Mündungsgebiet des
Menam, größte Stadt Hinterindiens. Der Glanz und Prunk der dortigen Pagoden
übertrifft den aller übrigen in Asien.
3» Der indische Archipel umfaßt die Hauptmasse der iusulareu Ab-
gliederung vom asiatischen Osten. Die Inselwelt besteht ans zahlreichen
(etwa 10000) Inseln, welche sich zu beiden Seiten des Äquators zwischen
Südasien und Australien ausbreiten. Man unterscheidet 4 große Haupt-
gruppeu: 1. die großeu Snndainseln (Borneo, Sumatra, Java, Se-
lebes), 2. die kleinen Snndainseln, 3. die Philippinen, 4. die
Molnkken oder Gewürzinseln. — Die Bodengestaltung der Inseln
zeigt überall Gebirgsuatur. Eine lange Reihe noch mitunter furchtbar
thätiger Vulkane zieht sich über Sumatra, Java, die kleinen Snndainseln
und dann n. bis zu den Philippinen. Java ist mit seinen 4 6 Vul-
kauen die vulkanreichste Stelle der Erde. Der letzte großartige
Ausbruch dieses Vulkanherdes war 1883. (Vergl. S. 23).