1897 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
60 Die fremden Erdteile.
übrigen Gebiete Tropenregen, (S. 28). Mittelafrika hat vorherrschend Savannen-
bildung. Der Grasreichtum der Savannen bietet zahlreichen Huftieren und Dick-
häutern Nahrung. Auch ist dies das Hauptjagdgebiet der afrikanischen Raubtiere.
Hier also tummeln sich Herden- und rudelweise die Zebras, Büffel, Antilopenarten,
Giraffen, Elefanten, Naßhörner und Flußpferde; Löwen, Schakale und Hyänen gehen
auf Raub aus. — Andererseits finden sich in Mittelafrika weite, große Urwald-
gebiete voll tropischer Pflanzenfülle. Besonders ist das Kongogebiet sehr reich daran.
Niederguinca, das westliche Küstengebiet Zentralafrikas, gehört größtenteils
den Portugiesen. Hauptgebiet Angola mit der Hst. Loanda." Das Gebiet wird
von den Portugiesen als Berbrecherkolonie benutzt. — N. das französische Gebiet
von Gabun.
Im Hinterlande, hauptsächlich im Kongogebiet, der große Äongostaat, der am
r. Ufer der Kongomündung bis zum Meer reicht. Er umfaßt etwa 21/« Mill. qkm
mit 14 Mill. E. und steht unter der Oberhoheit des Königs der Belgier. Man
ist bestrebt, durch Anlage von Handelsstraßen und festen Handelsplätzen am Kongo
das Land für europäische Kultur zu gewinnen. Schiffahrt und Handel sind im Kongo-
staat frei, darüber hinaus auch im ganzen durch die Berliner Konferenz 1885 be-
stimmten Freihandelsgebiet.
Die Ostküste Zentralafrikas war seit dem Mittelalter das Ziel arabischer und
indischer Kaufleute, die von hier aus mit Elfenbein und Sklaven bis zum heutigen
Tage lohnenden Handel treiben. Doch wird neuerdings der Sklavenhandel durch die
Europäer mit Erfolg unterdrückt. Die ungesunde Küste von Mosambique (mofam-
bik), gegenüber Madagaskar, und Sofala gehört den Portugiesen; die Insel
Sansibar steht unter englischer Schutzherrschaft. Sansibar ist die wichtigste Stadt
für den ostafrikanischen Handel mit Elfenbein. Hinter der Sansibarküste bis zum
Seegebiet liegen die deutsch-ostasrikanischen Besitzungen, und n. davon bis
zu den Ländern der Galla und Somali liegt das britische Ostafrika.
b) Deutsch-Ostafrika, fast doppelt so groß als das Deutsche Reich, breitet
sich von der Sansibarküste bis zum Gebiet der großen innerasrikanischen
Seen aus. So hat Dentsch-Ostafrika gleichsam zwei Küsten: eine östliche
und eine westliche. Letztere wird von den Gestaden der großen Seen ge-
bildet. Hinter der sumpfigen, ungesunden Küstenniederung breitet sich das
weite Hochland aus. Es zeigt den buntesten landschaftlichen Wechsel: Steppen
und wüstenartige Wildnisse, tropische Urwaldgebiete, Ackerfelder, wald- und
weidereiche Gebirgsländer, darunter das Gebiet des Kilima-Ndsch3.ro
(6100 m), der höchsten Erhebung Afrikas. — Die Bewohner (etwa
1 Mill.) sind an der Küste stark mit arabischem Blute gemischt. Dies trifft
namentlich bei den Suaheli zu, deren Sprache als Karawanensprache ganz
Ostafrika beherrscht. Im Innern gehört die Bevölkerung zu den Bantu-
negern und gliedert sich in zahlreiche Stämme, unter ihnen die kriegerischen
W ah ehe im 8. und die fleißigen Dschaggas am Kilima-Ndscha.ro. Die
gesamte Bevölkerung litt ehedem unter fortwährenden Kriegsunruhen, den
Angriffen der räuberischen Massai und namentlich unter den unmenschlichen
Sklavenjagden der arabischen Sklavenhändler. Die deutsche Herrschaft sucht
diesem Unwesen zu steuern und durch eine Schutztruppe Ruhe und Ordnung
in dem von der Natur so reich ausgestatteten Lande herzustellen. Haudel
und Plantagenwirtschaft (Kaffee, Tabak, Kakao, Zuckerrohr, Vanille) nehmen
in diesem unzweifelhaft wertvollsten deutschen Kolonialbesitz einen erfreulichen
Aufschwung. Für die Entwicklung des Außenhandels ist die Errichtung der
neuen Ostafrika-Dampferliuie von größter Bedeutung (Fahrzeit 36 Tage).
Die wichtigsten Küstenplätze sind Dar-es-Salaam (Friedenshafen) und
Bagamojo. Für den Karawanenhandel im Innern ist Tabora ein wich-
tiger Platz. Eine neu erbaute Eisenbahn führt von Tanga aus bereits
eine Strecke ins Innere der Kolonieen.