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1. Teil 2 = Oberstufe - S. 155

1897 - Halle a.d.S. : Schroedel
Landeskunde. 155 Das Jsergebirge besteht aus mehreren einförmigen, parallel gelagerten Kämmen. Es ist wenig zugänglich, im allgemeinen rauh und unfreundlich, wald- und moorreich. In der Tafelfichte und dem noch etwas höheren Hinterberge erreicht es die Höhe des Brockens. Vom Jsergebirge fließt die Jser zur Elbe. Das Riesengebirge*) bildet den Kern des ganzen Sudetenzuges und besteht in seiner Hauptmasse aus Granit. Es bildet zwei gleichlaufende Gebirgskämme, einen auf schlesischer, den andern auf böhmischer Seite. In ersterem liegt die Schneekoppe, der höchste Punkt der deutschen Mittelgebirge, dauernd bewohnt und wichtig als kli- matische Beobachtungsstation. Die Natur des Riesengebirges erinnert in mancher Hinsicht an die Alpen. Der Riesenkamm (1300 m) ragt über die Grenzen des Fichtenwuchses empor und ist mit Knieholz und Bergwiesen bedeckt. Noch höher erheben sich die kahlen Felskegel und die wild durcheinanvergeworfenen Trümmerhaufen der verschiedenartig geformten Bergesspitzen; in steil abfallende Berg- schluchten stürzen die Bergwasser mit zahlreichen Wasserfällen; in zwei schlundartigen Vertiefungen des nördlichen Kammes, den Schneegruben, hält sich (allein hier im Gebiet der deutschen Mittelgebirge) eine größere Schneemasse den ganzen Sommer hindurch. In ähnlichen Felsenkesseln liegen kleine Bergseen, die ^T eiche". Die saftigen Bergwiesen nähren Rinder, Schafe und Ziegen. Die Viehzüchter wohnen in sennhüttenartigen Holzhäusern, den Bauden, welche sehr häufig auch den Winter hindurch bewohnt werden und dann Menschen und Vieh unter' gemeinsamem Dach Schutz vor der Unbill der rauhen Witterung gewähren. Auf den Bergwiesen wachsen bereits mancherlei Alpenkräuter und Alpenblumen. — Die tieferen Gehänge des Gebirges sind bis etwa 600 m Seehöhe reichlich mit Wald bestanden, worauf noch weiter abwärts das Gebiet des vorwaltenden Feldbaues folgt. Am Nordfuß des Ge- birges entlang zieht sich das dichtbewohnte Hirschberger Thal hin, durchflössen vom Bober. Jenseits desselben erhebt sich ein dem Riesengebirge vorgelagertes Bergland, das Bober-Katzbach-Gebirge. Zu den Vorbergen des Riesengebirges gehört auch der sagenreiche Kynast. Der Glatzer Gebirgskessel, vom Riesengebirge durch eine Senkung getrennt, wird von parallelogrammartig gelagerten Randgebirgen eingeschlossen. Nur die Nord- Westseite erscheint wenig geschlossen. Der Nordostkamm wird von der Glatzer Neisse durchbrochen. Links vom Neissethal zieht sich nw. das von armen Webern bewohnte Eulengebirge hin. Im nördlichen Abschnitte des Glatzer Südwestrandes, dem aus Sandsteinmassen zusammengesetzten Heuscheuergebirge, finden sich die merkwürdig zerklüfteten Felsengebiete von Adersbach und Weckelsdorf, bereits auf böhmischem Gebiet gelegen. Die höchste Erhebung des Glatzer Kessellandes ist der Glatzer Schnee- b er g (1400 in). Im Innern des Kessellandes ist eine wellige Fläche von wenig über 300 m Höhe.**) — Im Nw. des Glatzer Kessellandes breitet sich das kohlenreiche Wal- denburger Bergland aus. Es ist aus Vulkangestein (Porphyr) aufgebaut und zeigt steile, oft durch kurze, gewundene Thäler getrennte Gipfel. In sehr geschützter Lage der Luftkurort Görbersdors. Die Sudeten sind das Quellgebiet zahlreicher Flüsse, welche aus der Nordostseite nach der Oder, auf der Südwestseite zur Elbe und zum kleinen Teil auch zur Donau gehen (March). Elbe und Oder haben zudem ihre eigenen Quellen im Sudetengebiet. ^Die Elbe („Elf" Fluß) entsteht aus der Vereinigung mehrerer Gebirgsbäche auf der Südseite des Riesenkammes (Elbwiese— Elbseissen; weiße Wiese — Weiß Wasser), durchbricht in einem nach S. gerichteten Querthal den böhmischen Kamm und durch- fließt nun in ihrem weitern obern Lauf das böhmische Kesselland. Hier sammelt sie die Gewässer Böhmens (Jser, Moldau, Eger), so daß sie noch innerhalb Böhmens zum schiffbaren Strom anschwillt. Nach dem Durchbruch des Elbsandsteingebirges zieht sie in nordwestlicher Richtung eine breite Stromfurche durch das sächsische Bergland, tritt dann in das deutsche Tiefland und mündet nach langem Laufe in die Nordsee. Die Oder entquillt der Südecke des Gesenkes und tritt durch die mährische Pforte in deutsches Gebiet ein. Abgesehen von ihrem Quellgebiet ist sie ein voll- ständiger Tieflandsstrom, der zunächst im schlesischen Tieflande in nw. Richtung den *) Sagen von Rübezahl. — Freiligrath: „Aus dem schlesischen Gebirge." **) In der Zeit vor den Freiheitskriegen war der Glatzer Kessel eine Waffen- und Rüstkammer gegen Napoleon I.
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