1897 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
17 6 Das Deutsche Reich.
der Erzgebirgshöhen bildet einen schroffen Gegensatz zu dem milden Klima des Elb-
thales bei Dresden. Hügel- und Tiefland weisen recht fruchtbaren Boden auf, dürftig
ist die Dresdener Heide. Infolge der reichen mineralischen Bodenschätze zählt
Sachsen.,zu den ersten Industrieländern der Erde. (Eisen, Steinkohlen, Silber,
Zinn.) Uber 1li des Bodens ist mit Wald bedeckt.
d)Die Bewohner sind, bis auf einen kleinen Rest von Wenden in der
Lausitz, durchweg im Königreiche deutscher Abstammung, und zwar Obersachsen
und Thüringer. Die evangelische Konfession ist fast ausschließlich vertreten (97°/0);
doch ist das Herrscherhaus katholisch. Sachsen ist der volksdichteste Staat
Deutschlands. Bei gleicher Volksdichtigkeit würde das Deutsche Reich weit mehr
als doppelt so stark bevölkert sein. — Hauptnahrungsquelle ist Großindustrie,
und zwar in Eisen, Baumwollenstoffen und Leinwand. Dazu kommt eine umfang-
reiche Gebirgsindustrie (Spitzenklöppelei). Wichtige Nahrungsquellen sind ferner
Bergb au und Hüttenbetrieb. Auch die Landwirtschaft steht auf hoher Stufe'
ausgezeichnete Schafzucht.
c) Ortskuude. S. 154: Dresden, Meißen, Bautzen, Zittau, Annaberg,
Oberwiesenthal, Freiberg, Plauen, Chemnitz, Zwickau, Markneukirchen, Pirna,
Schandau, Leipzig.
(d) Geschichtliches. Ende des 11. Jahrhunderts (1089) belehnte Kaiser
Heinrich Iv. den Grafen von Wettin mit der Markgrafschaft Meißen. Seit-
dem haben die Wettiner das Land ununterbr o ch en "innegehabt. Im Jahre 1247
erlangten die Wettiner Markgrafen den Besitz von Thüringen, und wurden 1423
unter Friedrich dein Streitbaren Kurfürsten von Sachfen-Wittenberg. Durch
Teilung des Besitzes entstanden später (1485) die Ernestinifche Linie, welche
Thüringen und Kursachsen besaß, und die Albertinische Linie, die das Land
Meißen („Herzöge von Sachsen") innehatte. Herzog Moritz von Sachsen erwarb
im schmalkaldischen Kriege die Kurlande und die Kur würde. Die Reformation
war in allen sächsischen Landen bereits 1539 eingeführt. August der Starke nahm
die polnische Königskrone an und wurde katholisch. 1806 erhob Napoleon I.
Sachsen zum Königreiche und verlieh dem Könige das Großherzogtum Warschau.
Der jetzige Umfang Sachsens stammt aus dem Jahre 1815.)
Iii. Die thüringischen Staaten.
a) Das Land (zusammen 12300 qkm mit 12 Miß. E.) umfaßt den Thüringer-
wald, den f. Teil des Thüringer Hügellandes und die nordwestlichen Flächen
des sächsischen Berglandes. Bon den zahlreichen Flüssen sind die Saale mit
weißer Elster und Ilm und die Werra am bedeutendsten. — Das Klima ist mit
Ausnahme einiger rauher Striche im Thüringerwalde recht günstig, die Fruchtbarkeit
besonders im Thüringer Hügellande bedeutend. Thüringen gehört zu den waldreichsten
Gebieten des Reichs (% der Bodenfläche ist Wald). Schwarzburg-Rudolstadt
steht bezüglich des Waldreichtums an der Spitze aller deutschen
Staaten (44 %).
b) Die Bewohner sind Deutsche, vom Stamm der Thüringer, und evan-
gelisch. Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau, Viehzucht, Gebirgs-
industrie und Fremdenverkehr. Für den Handel ist Thüringen ein wichtiges
Durchgangsland im Warenaustausch zwischen dem 0. und W. Deutschlands.
c) Einteilung und Ortskunde: S. 151. — S. 154.
Schlachtorte: Frankenhausen, Jena.
ü) Geschichtliches. Das mächtige „Königreich der Thüringer" wurde
im 6. Jahrhundert von den Franken und Sachsen erobert und geteilt. Im 12. Jahr-
hundert tritt die Landgrafschaft Thüringen als mächtiges Fürstentum hervor. Das
Land fiel nach dem Aussterben des alten Landgrafengeschlechts 1247 an die Mark-
graffchaft Meißen. Die spätere Ernestinifche Linie besaß anfangs Kursachsen mit
der Kurwürde, und ihre Kurfürsten (Friedrich der Weise, Johann der Beständige)
waren eifrige Förderer der Reformation. Nach Verlust der Kurwürde hießen die
Fürsten Herzöge von Sachsen. Durch zahllose Teilungen wurde die Zersplitterung
Thüringens herbeigeführt. Von andern Herrschaften im Thüringer Lande haben die
Schwarzburg'schen und Reuß'fchen Fürstentümer ihre Selbständigkeit bewahrt.