1912 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gruber, Christian, Reinlein, Hans
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Neckar- und Mainlande.
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landschaftlich reizvollen Seitenbncht des Neckartales gelegen, laufen hier die Wege
aus allen Himmelsrichtungen zusammen, sowohl vom Schwarzwald wie vom Jura,
von der Donau wie von den nordwürttembergischen Höhen. Von Stuttgarts Fabri-
katen sind hauptsächlich chemische Produkte, Möbel- und Kartonnagenwaren sowie
Klaviere zu nennen; ferner blühen dort Buchhandel und Buchdruckerei, die Herstellung
von Maschinen- und Eisenbahnwagen, sowie die Gärtnerei. Spinn- und Webwaren
erzeugen Cannstatt, Ludwigsburg, Ravensburg, die Gegenden
zwischen Eßlingen und Reutlingen, Ulm und Heidenheim und
das Nagoldtal. In der Eisenwaren- und Schaumweinindustrie ist wiederum Eßlingen
tätig, während Reutlingen noch besonders Holzwaren und das sehr gewerbreiche
H e i l b r o n n vor allem Chemikalien, Tapeten, Papier- und Leder-, Gold- und
Silberwaren und auch Zucker herstellt. Endlich ist noch die Müllerei in H e i d e l -
b e r g (56) hervorzuheben.
B. Das Mainland.
Das Mainland ist nach seiner Naturausstattung dem Neckargebiet
nicht unähnlich, übertrifft aber dieses an Mannigfaltigkeit der Boden-
gestalt und an Größe seines Hauptflusses. Anderseits freilich bleibt es
hinsichtlich der Gunst der klimatischen Verhältnisse, der Vielseitigkeit des
Erwerbslebens und der Dichtigkeit der Bevölkerung innerhalb weiter
Striche hinter jenem zurück.
Ihm gehören im Süden der Taubergrund, das offene, vorwiegend
von Ackerland und Wiesenflächen überdeckte Hügelgelände der Frän-
kischen Höhe, der waldumhüllte, gegen Osten hin von zahlreichen
Flußtälern durchschnittene Steigerwald (bis zu 500 m hoch)
und die breite, vielfach sandige Ebene der Regnitz an. Nördlich
des Maines aber erheben sich die nicht unbeträchtlichen, von Eichen und
Buchen überwölbten Rücken der H a ß b e r g e , die kräftig gewellten
Hennebergerhöhen mit den beiden Gleichen (680 m), denen im
Südwesten das fruchtbare G r a b f e l d vorliegt, und schließlich, vom
zweiten großen Mainbogen umfangen, das stark durchfurchte, mit dem
östlichen Odenwald verwachsene Sandsteinplateau des Spessart
(600, m) mit seinem rauhen Klima, seinen ragenden, wildreichen Hoch-
forsten und seiner geringen Besiedelung. Der Stolz des stark gewundenen
Maintals, dessen Flußader von Schweinfurt ab mit Dampfern, aber noch
ungleich mehr mit Flößen befahren wird, sind teils seine hochstämmigen
Laubwälder (im Steigerwald und Spessart stehen 90 000 ha Buchen-
und 16 000 ha Eichenbestände) teils sein Rebland (von Schweinfurt an),
seine Obstgelände (viele Zwetschgenbäume) und seine goldenen Saaten
in der breiten Muschelkalkzone Unterfrankens. Auf Unterfranken treffen
2/s des Weingebietes von Gesamtbayern und sein feuriger Stein- und
Leistenwein steht ebenbürtig neben dem Rebensaft des Rheingaues.
Wo aber Klima und Boden das Gedeihen von Wein und edlem
Obst im Mainlande erschweren oder gar nicht zulassen, da treibt man
außer dem Anbau von Getreide und Futterpflanzen in ausgedehntem