Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 78

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
78 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands. Sommertag nicht zu verscheuchen vermag. Obwohl zur Fruchtbarmachung dieser einst so sehr gemiedenen Stiefkinder der Natur neuerdings außergewöhnlich viel ge- schah, läßt sich der Boden meist nur Buchweizen und Hafer abringen. — Ist man end- lich der Küste nahe, so steigen die Wälle der Deiche vor uns auf. Sie sind der Marschen Schutzmauern, von Menschen aufgerichtet, welche in ununterbrochener Fehde mit einer launischen und titanenhaften Natur hart ringen. Aber sie bilden zugleich auch Warten, von denen aus sich eine grundverschiedene, doppelte Welt auftut: hier brandet das alte gewaltige Meer, tönt im Sturme Wetterhall und Wogenprall, ruft die Möwe hoch oben aus jagenden Wolken ihren Gruß herab; dort liegt das Marschenland ernst und friedsam und wie in Segen gebettet. In behaglicher Wohlhabenheit wirken die Bewohner, — bis die cholerische Gewalt wildstürmender Meereswogen sie zum Kampfe gegen die entfesselten Elemente und zum Schutze ihrer Habe aufruft. Die Gewerbe, die im Hinterland der Nordsee gepflegt werden, entnehmen ihre Rohstoffe vielfach der Landwirtschaft. Großartige Zucker- fabriken liegen, wie bereits S. 68 erwähnt, im nördlichen Teile des Herzog- tums Braunschweig, namentlich in der Stadt Braunschweig selbst, wo auch, wie in Bremen, bedeutende Bierbrauereien, Spiritus- und Brannt- weinbrennereien entstanden sind. Weiter sind außer den gleichfalls schon hervorgehobenen Fabriken für Konservengemüse jene für Schokolade (Hannover) und für Papier (Osnabrück) zu erwähnen. Infolge der nahen Kohlen- und Eisenerzlager treten im Süden zwar wiederum die Städte Osnabrück, Hannover-Linden und Braun- schweig durch Eisengießereien und Maschinenwerkstätten hervor. Doch bleibt ihre gesamte Gewerbtätigkeit hinter der von Hamburg-Altona und Bremen an Bedeutung weit zurück. In den letzteren Städten blühen naturgemäß alle Gewerbe, die mit der Schiffahrt und dem Schiff- bau in Verbindung stehen. Große Eisengießereien und Kesselschmiedereien, Maschinenbauanstalten und Schiffswerften sowiebedeutende Fabriken für die Verfertigung von Gummi, Kautschuk und Guttaperchasind dortdie wichtigsten der zahlreichen Betriebe, in denen Tausende von Arbeitern Beschäftigung finden. — Auch die Gewebeindustrie nimmt eine hervorragende Stellung ein; Baumwolle, Flachs und Hanf werden in zahllosen Spinnereien und Webereien der Städte Hamburg-Altona, Bremen, Osnabrück und Han- nover verarbeitet. In den großen Küstenplätzen sind weiterhin vielfach solche Betriebe entstanden, die überseeische Rohstoffe verwenden: Bremens Reisschälmühlen und seine Fabriken für die Herstellung von Lino- leum (Delmenhorst), Korkpfropfen, Stärke, Tabak und Zigarren sowie die Hamburger Werkstätten für die Bereitung von Gummi und Guttapercha und für die Verarbeitung von Palmkernen und Kokosnüssen gehören hierher. — Endlich wird die Hochseefischerei (Schellfische) von Geeste- münde, Bremerhaven und von der Elbe aus in immer steigendem Maße betrieben. Die Schiffahrt, die vielen Bewohnern Lebensunterhalt gewährt, blüht namentlich in den obengenannten Hafenplätzen, ferner aber noch in Leer, Emden, Brake, Geestemünde und Cuxhaven.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer