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1. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 79

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Das Nordseehinterland. 79 Außerdem ist für das Nordseehinterland der Welthandel von un- ermeßlicher Bedeutung. Liegen ja hier Hamburg und Bremen, die Faktoreien in allen Gegenden der Welt ins Leben gerufen, regelmäßige Handelsverbindungen dorthin eingerichtet und auch zur Erwerbung unserer Schutzgebiete den ersten Anstoß gegeben haben. (Über die Bedeutung der Nordsee für den deutschen Handel überhaupt s. S. 16 ff.) Hamburg (932) und Bremen (247) sind Binnen- und S e e st ä d t e zugleich. Hamburg liegt 108, Bremen fast 70 km von seinem Mündungshafen entfernt. Dies trug vorzeiten zu ihrem Schutze gegen die Seeräuberei nicht unwesentlich bei und erhöhte ihre Bedeutung für das Binnenland, für dessen auf das Meer gerichtete Interessen sie die Vermittlung übernahmen. Anderseits ist aber die Wassertiefe ihrer Ströme infolge der modernen Baggerarbeiten doch so bedeutend, daß die meisten Seeschiffe ohne vorherige Leichterung dahin gelangen können. Beiden Handels- emporien ist ferner dadurch eine gewisse Grenzlage eigen, daß sie am Saum zwischen den diluvialen Höhen und dem ganz jungen Anschwemmungsland der nord- deutschen Tiefebene ihren Platz fanden, und zwar so, daß der älteste Teil der Ansie- delungen noch auf der Höhe selbst gelegen ist. Neben ihrer Grenzlage besitzen sowohl Hamburg als Bremen eine sog. Brückenlage. Die in der Nähe der Küsten laufenden Verkehrsbahnen suchen die großen Ströme nämlich an möglichst bequemen Übergängen zu kreuzen. Die Karte lehrt nun, daß diese Kreuzung fast ausnahmslos in jenen Städten stattfindet. In Bremen schneiden seit alters die von Ostfriesland und Westfalen nach der Ostsee führenden Straßen die Weser. Die zwischen Har- burg und Hamburg die Elbniederung überschreitende Straße aber vermittelt den Verkehr zwischen Bremen und Lübeck, zwischen dem nordwestlichen Deutschland und der Ostsee, zwischen den Rheinlanden und den skandinavischen Staaten. — Schließlich kommt beiden Handelsstädten noch eine W i n k e l l a g e zu. Hamburg liegt an der Spitze des Winkels, den die Lübecker Bucht mit der Elb- und Wesermündung bildet, Bremen an der Spitze des Winkels zwischen Elbetrichter und Jade. —Weiterhin ist für Hamburgs Lage nicht ohne Wert, daß die Umgebung der Stadt im Südosten und Osten große Fruchtbarkeit zeigt. Hamburg hat rege Schiffsverbindungen vor allem nach England, Amerika und Westafrika. Es ist der hervorragendste Hafenplatz des europäischen Kontinents und reiht sich nach seiner Verkehrsbedeutung unmittelbar London und Liverpool an. Nahezu 100 direkte Dampferlinien verbinden Hamburg mit den Hauptplätzen des Weltverkehrs. Seine Hafenanlagen umfassen über 300 ha Wasserfläche, die größten- teils dem Freihafengebiete zukommen. Über 32 000 Seeschiffe verkehren dort im Jahre. Hamburg ist die Zentrale der Hamburg-Amerikalinie, aber auch der Haupt- platz der Binnenschiffahrt auf der Elbe (nach Berlin und Magdeburg), welcher über 20 000 Fahrzeuge dienen. Im Binnenverkehr wurden während des letzten Berichts- jahres in Hamburg '85 000 Schiffe gezählt, die fast 12 Millionen Tonnen Güter beförderten. Die wichtigsten Einfuhrwaren, die sich jährlich auf einen Wert von über 3000 Millionen Mark belaufen, sind nach ihrem Werte geordnet: Kaffee, Baumwollgarne, Schlachtvieh, Baumwollwaren, Wollgarne, Wolle, Baumwolle, Maschinen, Tabak, Getreide, Leder, Felle, Häute, Butter, Flachs, Seidenwaren, Eisen- waren, Wein, Zucker, Schmalz, Steinkohlen (England), Koks und Petroleum. Nur ein geringer Teil von diesen Waren geht nach den nordischen Staaten, das meiste fließt den großen deutschen Gewerbebezirken und Verbrauchsgebieten zu. Zur Aus- fuhr, die es nur auf einen Wert von rund 1200 Millionen Mk. bringt, gelangen: Woll- waren und Wollgarne, Baumwolle, Pelze, Felle, Maschinen, Spiritus und Spiri- tuosen, Flachs, Butter, Zigarren, die verschiedenartigsten Fabrikate deutschen Ge- werbefleißes, Pferde und Schlachtvieh. — Auf industriellem Gebiete zeichnet sich
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