1912 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gruber, Christian, Reinlein, Hans
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Landwirtschaftliche Produktion.
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2 Millionen t Rohzucker verarbeitet werden. Die Ausfuhr an Zucker betrug im
vergangenen Jahrzehnt jährlich an 200 Millionen Mark und richtete sich hauptsächlich
nach England, sodann nach Portugal, Norwegen, Dänemark, der Schweiz, Uruguay
und Argentinien. Der riesenhaften Ausfuhr stand im Jahre 1910 die geringfügige
Einfuhr von etwa 485 t im Werte von */4 Million Mark entgegen.
Im Gegensatz zum Anbau der Zuckerrübe, der meistens auf dem
Großgrundbesitz gepflegt wird, fällt jener des Tabaks in Deutschland
hauptsächlich den Kleinbetrieben zu. Auf den einzelnen der rund 98 000
Pflanzer entfällt durchschnittlich y2 Morgen Land. Die Erntefläche
maß 1910 rund 15 000 ha, die Erntemenge betrug etwa 34 Ooo t. Doch
hat die Bedeutung des Tabaks für die Landwirtschaft in Deutschland
weit hinter jene für Handel und Industrie zurückzutreten. Dies kenn-
zeichnen am klarsten die Ziffern, welche die Einfuhr unbearbeiteter
Tabakblätter ins Reich betreffen. Man importierte an solchen aus
Niederländisch-Jndien, Brasilien und Nordamerika sowie unseren Schutz-
gebieten in Neu-Guinea und dem tropischen Afrika im Jahre 1910:
65 000 t im Werte von mehr als 104 Millionen Mark.
Der Tabakhandel hat bekanntlich zum Aufschwung von Bremen
und Hamburg wesentlich dadurch beigetragen, daß die Auswandererschiffe
als Rückfracht nach Deutschland vielfach Rohtabak bringen. Überhaupt
steht das Deutsche Reich hinsichtlich der Einfuhr von Tabak und der Produk-
tion von Tabakwaren unmittelbar neben den Vereinigten Staaten. Der
Jahresverbrauch an Rohtabak beläuft sich bei uns auf etwa drei Pfund
auf den Kopf. Insgesamt zählt die Tabakfabrikation im Reich mehr als
25 Ooo Betriebe, worunter jedoch nur rund 960 Großunternehmen sind.
Darin finden über 2oo Ooo Personen Beschäftigung.
Hopfen baut Deutschland trotz der Ausdehnung seiner Bier-
infruftrie1) im Überfluß. Doch hat sich die Bebauungsfläche hierfür wie
auch die Erntemenge in den letzten Jahren etwas verringert.
Im Jahre 1910 wurden auf 27 5oo ha 204 Ooo dz Hopfen geerntet. —
Während die deutsche Hopfenausfuhr sich im genannten Jahre auf 22,8 Mill. Mk.
bewertete, hatte der eingeführte Hopfen, der fast ausschließlich aus Österreich-Ungarn,
und zwar vorwiegend aus Böhmen kam, einen Wert von nur 8,2 Millionen Mark.
Der einheimische Anbau von Hanfundflachs deckt den Bedarf
bei weitem nicht.
An jenem mußten z. B. 1910: 37 300 t im Werte von 25 Millionen Mark aus
Italien, Österreich-Ungarn und Rußland eingeführt werden, an Flachs aber 55 Ooo t
im Werte von fast 42 Millionen Mark wiederum aus Österreich-Ungarn und Rußland.
Hingegen stellte sich die Hanfausfuhr im nämlichen Jahre nur auf 5,2, die Flachs-
ausfuhr bloß auf 10,4 Millionen Mark.
Was endlich noch den vaterländischen Ob st-und Weinbau
betrifft, so mußte im Jahre 1910 an frischem und getrocknetem Obste für
75,5 Millionen Mark eingeführt werden. (Ausfuhr davon nur 3,8 Mil-
ls 1910 braute man in Gesamtdeutschland fast 65 Millionen hl Bier, wovon über
18 Millionen hl auf Bayern entfielen.