1908 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Schlottmann, Karl, Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die Wüstentafel mit Ägypten. 57
wo sich der Sand zu mächtigen Dünenzügen anhäuft von vielen 100 km
Länge und bis 300 in Höhe. Die Dünen wandern bei lebhaftem Winde.
Das Klima ist vor allem trocken. Regen fällt im Winter; an vielen
Stellen gibt es überhaupt nicht regelmäßigen Niederschlag. — Der Wüsten-
stürm, der Samum, hebt schwere Staub- und Sandwolken auf und bringt
eine furchtbare, beängstigende Schwüle und Hitze; die Wärme steigt auf 50°.
Die Sonne ist bleich und wirft keinen Schatten; die Luft ist staubig und
nimmt eine gleichmäßig rötliche Farbe an. Der Wüstenwind tritt mit ähnlichen
Eigenschaften in Ägypten als Chamfin, in Spanien als Leveche auf.
Das Grundwasser, das den versickernden Flüssen und dem Regen ent-
stammt, fließt unterirdisch fort und tritt an tieferen Stellen als Quelle an
das Tageslicht, auch wird es erbohrt. Solche Stellen sind fruchtbar, hier in
diesen Oasen (d. i. Wohnung) gedeihen besonders Dattelpalmen. Das
wichtigste Tier, ohne das die Sahara undurchdringlich wäre, ist das aus
Vorderasien eingeführte Kamel.
2. An Bewohnern finden sich im W. die Tnäreg und im 0. die Tibbn,
beides Übergänge von den Berbern zu den Negern. Größer als der
Gegensatz zwischen Tnäreg und Tibbu ist der zwischen den
Nomaden und Ackerbauern. Jene sind räuberisch, hinterlistig, schlau,
von scharfen Sinnen; sie sind ausdauernd und zäh und haben die bequemen,
verweichlichten Oasenbewoyner vielfach tributpflichtig gemacht.
Der Nordrand ist türkisch. Von Tripolis und Bengasi auf der
Halbinsel Barka gehen Karawanenstraßen nach F. In dem oasenreichen
Fessan findet sich Mnrsuk.
Westlich von Tibesti liegt die französische Sahara mit Tuat, östlich
die englische Libysche Wüste mit Kusra.
Ägypten. 1. Das Land. Der östliche Teil der Sahara wird von
einer langgestreckten 15 km breiten Flußoase durchzogen, nämlich vom Tal
des Nils. Es erweitert sich im N. zum Nildelta, das die Größe von
Westfalen erreicht. In W. begrenzt die Libysche Sand- im 0. die Arabische
Felswüste den Schwemmlandstreifen, der ein Geschenk des Nils ist.
Infolge der Sommerregen in Abeffinien schwillt der Blaue Nil (d. t. der
trübe, schlammige Nil) an, und der Nil überschwemmt vom Juli ab die
Niederung. Wenn im Herbst das Wasser zurückgetreten ist, werden die Äcker
bestellt.
Vor allem werden Baumwolle, Reis und Mais gezogen. Darüber
erheben Dattelpalmgruppen ihre schlanken Kronen. Wegen dieser Fruchtbarkeit
wurden die Bewohner schon vorfielen Jahrtausenden zum Ackerbau und zur
Seßhaftigkeit erzogen. Die Fruchtbarkeit hat die große Bevölkerungsdichte
erzeugt, die für 1 qkm fast 300 beträgt. — Zur Regelung des Wasser-
standes sind großartige Stauwerke bei Kairo und Talsperren bei Assnan
angelegt worden, damit der aufgespeicherte Wasservorrat in trockenen Jahren
Mißwachs verhüte. — Die Nilkatarakte oberhalb Assuan werden durch
Schiffahrtskanäle oder Eisenbahnen umgangen, so daß man jetzt in 6 Tagen
von Alexandria nach Khartnm gelangen kann.
2. Die Bewohner Ägyptens sind die kräftigen, schlanken, mohamme-
danischen Landbewohner, die Fellachen, d. s. Pflüger, und die christlichen
Städter, die Kopten; sie blicken auf eine Kultur von 6000 Jahren zurück,
von der die Überreste an Tempeln, Bildwerken, Pyramiden und Inschriften
noch heute zeugen.
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