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1. Teil 2 = Oberstufe - S. 77

1908 - Halle a. S. : Schroedel
Südamerika. 77 Hochbecken ist das von Quito am berühmtesten; es ist umgeben von Schneebergen, wie dem Chimborazo (tschimborasso) und dem höchsten tätigen Vulkan der Erde, dem Cotopaxi. Hier oben herrscht das ganze Jahr Aprilwetter im schlimmsten Sinne des Wortes: Morgens Sonnenschein, am Mittage Nebel, Regen, Schnee, Hagel und Gewitter, des Nachts rauhe Kälte. Halbwildes Vieh weidet auf den bräunlichgelben Grasflächen. Einige träge Geier, ein paar unscheinbar gefärbte Vögel vollenden eher das Bild der Öde, als daß sie es störten. Mit drei auseinanderstrebenden Ketten enden die Kordilleren im N. Zeige sie! 4. Der westliche Küstensaum ist zwischen Santiago und Ecuador äußerst regenarm, weil das hier kühle Meerwasser die Regenbildung verhindert. Unter dem Wendekreise ist sogar eine Wüste, die von Atacama mit ge- waltigen Lagern von Salpeter, die Chiles zweiter Hafen, Jquique (ifife) ausführt. An eigentümlichen Tieren und Pflanzen in den Kordilleren sind zu nennen das Lama, Vicuna (wikünja), das Vigognewolle liefert. Über den Gipfeln des Hochgebirges schwebt der riesige Kondor. In den Süd- kordilleren hat die Kartoffel ihre Heimat, in den östlichen Nordkordilleren der Chinarindenbaum. Die Kordilleren haben der Welt seit ihrer Eroberung durch die Spanier Silber und Gold im Wert von vielen Milliarden geliefert. d) Die Bevölkerung der Kordillerenländer besteht vorwiegend aus Indianern und Mischlingen, zum kleineren Teil aus Kreolen, den Nachkommen der eingewanderten, vorzugsweise spanischen Weißen. Die Indianer sind im Ackerbau bewandert. Auf den Hochbecken von Peru und Bolivia blühte — ähnlich wie in Mexiko — eine rege Kultur, als diese Länder von den Spaniern erobert wurden. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze, Bergwerke, Kunststraßen und Brückenbauten. Sie trieb Ackerbau, wobei zur Bewässerung des Erdreichs große^Wasserleitungen angelegt waren, und ver- ehrte die Sonne in prächtigen Sonnentempeln. Diese Kultur der „Inka" wurde ebenfalls von den Spaniern vernichtet Weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von ihr hat den katholischen Ländern Segen gebracht. Die Freistaaten leiden an Parteihader und Rassenhaß der Bevölkerung, an Bürgerkriegen und nachlässigem Bodenbau. Es herrscht oft die ärgste Willkür, Mißachtung der Gesetze, Bestechlichkeit und Grausamkeit. — Der Großhandel befindet sich — wie in ganz Süd amerika — vielfach in der Hand von Deutschen und Engländern, die besonders den Erdteil mit europäischen Fabrikaten versorgen. c) Kordilleren -Staaten sind Kolumbia, Ecuador (ektvador), Peru, Bolivia und Chile, insgesamt von der Fläche Rußlands mit 15 Mill. E. Nach der Natur und wirtschaftlichen Bedeutung lassen sich die Frei- staaten in 2 Gruppen bringen: 1. Die zwei nördlichen, Kolumbia und Ecuador sind Länder der Plantagenwirtschaft. Sie führen Kakao, Kaffee, Zucker, Kautschuk und Bananen aus. Kolumbiens Hst. ist Bogota. In Ecuador die schön gelegene Hst. Quito (ftto).
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