1902 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kopka, C., Baenitz, Karl Gabriel
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Lehranstalt, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
228 Kursus Ii. Abschnitt V. § 143.
Die Tierwelt Vorderindiens wird vertreten durch den Elefant, der gezähmt
ein sehr nützliches Haustier geworden ist, außerdem durch Nashorn, Königstiger
und Löwen (letzterer fast nur im Judusgebiet) u. a. Giftige Schlaugen (Brillen-
fchlange) sind sehr zahlreich. Den wilden Tieren fällt jährlich eine große An-
zahl Menschen zur Beute (im Jahre 1882 allein 47000).
Die Urbevölkerung, die dunkelhäutigen Dravidas (heute noch im Dekan und
auf Ceylon), wurden von den arischen Indern verdrängt oder vermischten sich mit
denselben. Die vorherrschende Religion ist die brahmanische; die Mohammedaner,
welche etwa um das Jahr 1000 iu das Land fielen, wohnen hauptsächlich im
Pandschäb. — Die Engländer bemächtigten sich erst seit der Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts eines umfangreicheren Gebietes in Indien; heute haben sie mit Ausschluß
kleiner Distrikte an den Küsten, die den Franzosen und Portugiesen gehören, das
ganze Gebiet in ihren Händen, und zwar 2u als unmittelbaren Besitz; das übrige
entfällt auf Vasallenstaaten, die ganz von ihnen abhängig sind. — Dies sogenannte
„Kaiserreich Indien" umfaßt mit dem sich anschließenden Gebiet von Hinterindien
(Barma) aber ohne Ceylon 4850000 qkm mit 295 Millionen Einwohnern.
Im östlichen Hindnstän: Hauptstadt Kalkutta (mit Vorstädten 1120000 Ein-
wohner) am Hngli, dem einzigen Mündungsarme des Ganges, welcher von größeren Schiffen
befahren werden kann. Si^ des englischen Vize-Königs; wichtigste Handelsstadt für Indien
mit großartiger Industrie. — Patna (133000 Einwohner), industriereich (Seide, Baum-
wolle, Indigo und Opium).
Das mittlere Hindustän liegt zwischen dem Himalaja und dem Vindhyagebirge;
es bildet das große Tiefland des Ganges und seines Nebenflusses Dschamna und ist sehr
fruchtbar und gesund. Indische Kultur, d. h. religiöses Leben, Kunst, Handel und Industrie,
habeu sich hier früh und vollständig entwickelt. Delhi (210000 Einwohner), die ehemalige
Residenz des Großmoguls, mit schönen Palästen, soll früher 2 Millionen Einwohner gehabt
haben. — Benäres (200000 Einwohner) ist die heilige Stadt des Brahmaismus und der
Hauptsitz der Brahmanen, von zahlreichen Pilgern aufgesucht. Hier zahllose Scharen heiliger
Affen. Schalweberei. — Allahabäd (180000 Einwohner) an der Mündung der Dschamna.
— Lakimu (260000 Einwohner).
Das westliche Hindnstän umfaßt das Jndnsgebiet.
Im Pandschäb: Lahore (120000 Einwohner). — Am Nw.-Rande des Himalaja
liegt das an Naturschönheiten reiche Hochtal Kaschmir, in welchem das feine Haar der
langhaarigen Tibetziege zu den kostbaren Kaschmirschals verwoben wird.
In der Südliälfte von Vorderindien (Plateau von Dekan und Küstengebiete) sind
wichtig:
Madras (mädr'a's, 510000 Einwohner), Mittelpunkt des Handels auf der Koro-
mandelküste (Indigo, Zucker, Arrak, der aus Reis hergestellt wird, Opium). — Bombay
(bombe), mit 770000 Einwohnern, liegt auf einer kleinen, durch einen Damm mit der Küste
verbundenen Insel, zweite Handelsstadt Indiens; Hauptstation der englischen Flotte. In
der Nähe von Bombay berühmte unterirdische Felsentempel. — Im Innern von Dekan:
Haiderabäd (450000 Einwohner).
Die Insel Ceylon oder Singhala (66000 qkm) wird vom Festlande durch die
Palkstraße getrennt. Sie ist überaus fruchtbar und reich au Palmenwäldern, Kaffee,
Zuckerrohr, Baumwolle, Pfeffer, Zimt, Bananen und Brotfruchtbäumen; an ihren Küsten wird
ergiebige Perlenfischerei getrieben.— Colombo (157000 Einwohner), Ausfuhrhafen. — Point
de Galle (peunt) ist ebenfalls wie Eolombo als Station der ozeanischen Postdampfer wichtig.
Zu den unabhängigen Himälajastaaten gehören Nepal und Bhutan; elfterer,
am Südabhange des mittleren Himalaja gelegen, wird durch das unbewohnte Sumpflaud
(Taräi) am Südfuße des Gebirges von Britisch-Jndien geschieden.