1912 -
Berlin
: Wichert
- Autor: Fetz, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Stromgebieten von Rhone, Rhein, Donau und Po. Nur wenige
fließen direkt ins Meer.
Außer den Flüssen zeigen die Alpen noch einen Reichtum
an S e e n, wie wir ihn bei keinem anderen Gebirge finden. Diese
Seen liegen teils hoch oben im Gebirge bis zur Schneegrenze
hinauf und heißen alsdann Hochseen, teils liegen sie im
Kranze rund um den unteren Rand inib Fuß des Gebirges und
werden hier R a n d s e e n genannt. Die Zahl der beiden zu-
sammen beträgt weit über Low. Fast alle bilden Kläruugs-
decken und Wasserreservoire der Flüsse.
Am zahlreichsten finden sich die Randseen in Oberitalien,
der Schweiz, Bayern und Österreich (s. Karte und Übersicht).
V. D a s K 1 i m a zeigt am Fuße der Ligurischen Alpen
bis hinauf über die Schneegrenze alle Klimagürtel
ganz Europas von der mittelmeerischen Hitze bis znr
polarischen Kälte. Als ganze Kette betrachtet, sind die Alpen
dazu eine wichtige Klimascheide zwischen Italien und Süd--
deutschland nebst den benachbarten Gebieten. Norditalien hat
in ihnen den wirkungsvollen Windschirm gegen die kalten Nord-
winde, und für Süddeutschland bleiben die warmen Südwinde
ohne Wirkung. Wer im Nachwinter die Alpen übersteigt, findet
auf der Nordseite noch Schnee und Frost, auf den Südhängen
und Tälern aber den prächtigsten Frühling.
^ Für die schnee- und eisreichere Nordseite (besonders die
Schweiz) ist noch ein F a l l w i n d, der „F ö h n", von Be-
deutuug geworden. Es ist ein heißer, äußerst trockener Wind,
der meistens im Herbst und Winter mit orkanartiger Stärke
2 bis 3 Tage anhaltend weht, Bäume bricht, Felsen löst, Hänser
und Ställe abdeckt und die Seen kochend peitscht. Er trocknet
die Hänser so aus, daß der kleinste Funke schon zu zünden ver-
mag. Ganze Dörfer wurden durch ihn schon in Brand gelegt.
Aber gerade in der Trockenheit liegt auch der Segen des Föhn.
Er nimmt in 24 Stunden soviel Schnee weg, wie die Sonne
in 14 Tagen. Der Alpler nennt ihn darum „S ch u e e -
fresse r". Im Herbste hilft er die Trauben reifeu und heißt
dann „Traubenkocher".
Der Föhn kommt nicht aus der Sahara oder aus Italien,
wie man früher annahm, sondern entsteht in den Alpen selbst.
Wird nämlch im Gebiet vom Busen von Biscaya bis Irland--
Island der Luftdruck besonders niedrig, dann wird die Luft
aus deu nördlichen Alpentälern nach dort hin abgefogen. Um
nun den Unterschied zwischen der dünnen Tal- und schweren,
dichteren Bergluft auszugleichen, stürzt die Luft von den hohen