1878 -
Danzig
: Kafemann
- Autor: Krüger, Carl A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Thüringische Länder. — Der Thüringerwald.
Der Kyffhäuser.
Sonnenschein für Greiz, Schleiz und Lobenstein".
7) Das Fürftenthum
Reuß ältere Linie hat 316
kqm und50000 E., Greiz
mit 13 000 E. ist die Haupt-
stadt und liegt an der
Elster.
8) Das Fürftenthum
Reuß jüngere Linie hat
829 qkm und 92000 E.
Schleiz, Hauptstadt mit
6000 Einw. Gerra a. d.
Elster hat 21 000 E., ist
eine wichtige Fabrikstadt für
feine Wollwaaren. Loben-
stein. — In altern Zeiten
betete man in den Kirchen
derrenßischen Fürstenthümer
an Sonn- und Festtagen:
„Wir bitten um Regen und
54. Der Thiiringerwald. (Charakterbild.)
Berge» Die beiden höchsten Berge des Thüringerwaldes, der Beerberg
und Schneekopf, liegen auf gothaischem Gebiete. Der Juselsberg steht
diesen beiden Bergen zwar an Größe nach, macht aber durch seine Form und
Lage einen weit großartigeren und angenehmeren Eindruck, als diese. In
schönen Wellenlinien erhebt sich seine majestätische Kuppe und überragt meileu-
weit die Nebenberge, während der Beerberg und Schneekopf, durch große Vor-
berge verdeckt, wenig sichtbar sind.
Das Klima des Thüringerwaldes ist nicht rauh; darum gedeihen alle
Getreidearten, selbst Obst. Hopfen und Weizen giebt es zwar nur stellenweise;
wichtig aber ist der Kräuterbau. Die Kartoffel gedeiht hier vortrefflich. Der
Forscher findet manche seltene Pflanze da droben. — Des herrlichen Gebirges
schönste Zierden sind die mächtigen Buchenhallen, unter welchen fröhliche Heerden
das Waldgras suchen. Die Heerdenglocken, welche in harmonischer Stimmung
vom Hirten gekauft werden, klingen wie geheimnißvolle Waldmusik aus der Ferne
an unser Ohr, während näher die Kirchenglöcklein der Dörfer dreinklingen. Und
in dem gesunden Klima gedeihen auch die Menschen zu einem kräftigen Schlage.
Bewohner. Malerisch ist die Tracht der (Gebirgsbewohner- eigentümlich
der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopstücher, das
schalkische Wesen. Auf dem ruhlaer Schießen oder auf einem Jahrmarkte findet
man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen
thüringer Gebirgsvolkes. — Die Thüringer sprechen eine eigenthümliche Mund-
art; ihre Stimme fällt und steigt öfters und bekommt eine gewisse Melodie.
Man ist gern fröhlich, lebt aber dabei freigebiger, kostbarer und sorgloser, als
man eigentlich sollte. Doch herrscht in keinem Bezirke des Gebirges solche Noch,
als etwa im Erzgebirge und in Schlesien.
Beschäftigung. Viehzucht, Feld- und vorzüglich Kräuterbau, Pechfieden,
Kohlenbrennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht
die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B.
die Gewinnung des Dach-, Tafel- und Griffelschiefers: vorzüglich um Lehesten,
von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern
ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in
einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln nennt mau
100 Millionen Stück. — Merkwürdig ist der Ort Sonneberg als Mittel-
8unkt einer großen Gewerbthätigkeit. Fast in jedem Haufe der Stadt und der
lmgegend wird geschnitzt und gedreht, gekleistert, gepappt, gemalt, gestrichen,
genäht und gezeichnet. Ganze Wälder werden ausgerottet und in Spielsachen