1879 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Dietlein, Woldemar
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Seminar, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§§. 45. 46. 51
§. 45. Das Herzogthum Anhalt ist fast ganz von der preußischen Pro-
vinz Sachsen eingeschlossen und hat einen Flächenraum von 42 □ Meilen und /
' 213 000 Einw. Das Land ist größtentbeils eben, nur der westliche Theil
liegt am Unterharze. Die Gegenden auf dem rechten User der Elbe sind wenig
fruchtbar und sehr sandig. Der übrige Theil hat meist trefflichen Getreideboden.
Im Harze sind schöne Waldungen, treffliches Wild. Ackerbau, Viehzucht, Berg-
bau und Industrie, besonders Zuckerfabrikation, sind die Hauptnahrungszweige
der Anhaltiner.
Die Elbe, die Mulde, die Saale, die Bode, sowie die Selke bewässern
das Land. Eisenbahnen gehen von Kothen nach Dessau, nach Bernburg, nach
Ballenstedt, nach Magdeburg, nach Halle- von Dessau nach Wittenberg und
nach Bitterseld. Die Bewohner sind protestantisch.
Das Haus Anhalt war einst unter dem Namen der Askanier in Brandenburg
mächtig. Durch das Aussterben mehrerer Seitenlinien sind in diesem Jahrhundert
sämtliche anhaltinische Länder zu einem Staate vereinigt. Albrecht der Bär und der
„alte Dessauer" waren Askanier.
Dessau, Residenz-- und Hauptstadt an der Mulde. Mörtitz, hat einen der
berühmtesten Gärten Deutschlands. Kothen, früher (vor 1847) Hauptstadt des Herzogthums
Anhalt-Köthen; Knotenpunkt von mehreren Eisenbahnlinien. Zerbst, Fabrikstadt.
Bernburg an der Saale, und Schloss Ballenstedt am Harz, frühere Residenzen. In
der Nähe Gernrode mit schöner, jetzt restaurierter Kirche aus dem 11. Jahrhundert.
Darüber der Stubenberg mit herrlicher Aussicht. Südlich von Ballenstedt das
liebliche Selkethal, darin Alexisbad und der Hüttenort Mägdesprung. Bei Harz-
gerode Silberhütten.
§. 46. Die freien Städte, Hamburg, Bremen und Lübeck.
Von den vielen freien Reichsstädten des Mittelalters sind jetzt nur noch die drei
oben genannten übrig geblieben. Sie erkannten nur den Kaiser als ihren Oberherrn an
und bildeten, zu einem mächtigen Bunde, der Hansa, vereinigt, ein heilsames Gegen-
gewicht gegen die Fehde- und Raubsucht der Mächtigen. 1803 wurden die meisten
Reichsstädte aufgehoben und 1810 kamen sogar Hamburg, Lübeck und Bremen unter
französische Herrschaft. 1813 bekamen die letzteren und Frankfurt a/M. ihre Selbst-
ständigkeit wieder.
I. Hamburg, am rechten Ufer der Elbe, in einer für den Verkehr höchst günstigen "
Lage, umfasst mit den dazu gehörigen Ortschaften 6vz Li Meilen und -88öjöoö Einw.
Die Stadt selbst zählt mit den Vorstädten St. Pauli und St. Georg 253000. Hamburg
ist die bedeutendste Handelsstadt auf dem europäischen Festlande. In den geräumigen
Hafen kommen zur Zeit der Flut, die hier schon sehr bedeutend steigt, die größten
Seeschiffe, und jährlich laufen mehr als 5000 derselben ein und aus. Durch die Stadt
stießt die zu einem See erweiterte Alster in mehreren Armen (Flöthe), ebenso auch die
Elbe. Dadurch ist es möglich, dass die aus der Ferue kommenden Waren auf großen
Kähnen bis in die Mitte der Stadt gebracht werden können. Außer dem Handel mit
den Produkten aller Welttheile und deren entlegensten Ländern blüht in Hamburg auch
das Fabrikwesen in Tabak, Leder, Kattun u. s. w. Die wichtigsten Theile außerhalb der
Stadt sind die Aemter Ritzebüttel und Bergedorf und der nahe der Elbmündung
gelegene Hafen Cuxhafen. Um Bergedorf herum liegen die fruchtbaren, durch Getreide-
und Obstbau ausgezeichneten Vier lande.
Ii. Bremen, fast eben fo günstig wie Hamburg gelegen, 15 Meilen von der 78lhh>
Nordsee, an der Weser, hat ein Gebiet von 4% □ Meile und 14^098 Einw. Die Stadt "
selbst zählt 93 000. Bedeutender Handel mit Kolonialwaren, Tabak, Leinwand und
Wein, besonders nach Amerika, England u. s. w. Bremen ist der Haupthafen für
deutsche Auswanderer. Die Bremer Tabaks- und Bleiweißfabriken sind großartig, der
Schiffbau nicht unbedeutend. Der Dom, in dessen Bleikellern sich die Leichen unverwest
erhalten und das alte Rathhaus mit berühmten Weinkellern sind weit und breit bekannt.
Der eigentliche Hasen der Stadt, Bremerhasen, bis wohin die größten Seeschiffe kommen,
liegt 7 Meilen unterhalb Bremen.
^ £»t>ccf an der Trave, zwei Meilen von der Ostsee, hat ein Gebiet von _ ,
6 □ Meilen und Einw. Die Stadt zählt jetzt nur 44 000 Einw., während vor Ttt
der Entdeckung Amerika's, als sie noch erste Hansastadt war, mehr als 100 000 Menschen
dann wohnten. Lübeck ist eine alterthümliche Handelsstadt und unterhält besonders
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