1879 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Dietlein, Woldemar
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Seminar, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Wie Holland, so ist auch Großbritanien von einer großen Anzahl Kanälen
durchzogen. Die bedeutendsten sind:
1) der Bridgewater-Kanal zwischen Manchester und Liverpool,
2) der Great- oder Grand-Trunk verbindet die Nordsee und das
iriydjc Srccr,
3) der Oxford-Kanal zwischen Trent und Themse,
4) die Grand-Junction, von London nordwärts, verbindet die Themse
mit dem Oxford-Kanal,
5) der Förth- und Clyde-Kanal zwischen Nordsee und Nordkanal m
Schottland,
6) der kaledonische Kanal im Norden Schottlands,
7) der große Kanal in Irland, von Dublin in den Shannon gehend,
8) der Königs-Kanal, ebenfalls in den Shannon mündend.
Durch die oceanische Lage ist das Klima Englands milde, gleichmäßig
warm und feucht, im Winter mäßig kalt und im Sommer nicht zu heiß. Die
englischen Nebel sind bekannt.
Die Produkte des Landes sind mannigfach. Der Bergbau liefert Kohlen,
Metalle (besonders Eisen, Kupfer, Graphit, Zink, Zinn) und Salz. Der Acker-
bau liefert Getreide aller Art, aber trotz der berühmten Landwirtschaft für
die starke Bevölkerung nicht genug. Die Viehzucht ist auf den Bergabhängen
vortrefflich, und die vielen Gewässer sind reich an Fischen. Englische Austern
gehören zu den besten der Welt.
Hinsichtlich der Industrie wird England von keinem anderen Lande
übertroffen. Obenan steht die Baumwollen-Manufaktur, nicht viel geringer ist
die Metall-, besonders Stahlfabrikation; die Maschinen- und Gewehrfabriken
sind ebenfalls berühmt.
Die Macht und der Reichthum Englands aber liegen in seinem Handel
und in der Schiffahrt. 500 Häfen begünstigen den Welthandel und ein aus-
gedehntes Eisenbahnnetz, welches besonders im eigentlichen England fast alle
nur einigermaßen großen Städte verbindet, befördern den Binnenhandel.
Die B ew o hn er Großbritanniens sind keltischen und germanischen Stammes
und seit der Eroberung durch Wilhelm von der Normandie (1066) auch mit
romanischen Elementen gemischt. Der Engländer ist ernst, wortkarg und stolz,
gegen Fremde zurückhaltend, oft trübsinnig; er liebt Behaglichkeit, Vequemlich-
reit, Reinlichkeit und Freiheit. Im Auslande sind die Engländer häufig an-
maßend und barsch. Lieblingsbeschäftigungen sind die Wettrennen und Hahnen-
kämpfe. Das Boxen ist ein den Engländern eigentümlicher Faustkampf.
Die herrschende Kirche ist in England die englische Hochkirche, in Schott-
land die presbyterianische und in Irland die römisch-katholische.
Trotz des unermeßlichen Reichthums, welcher in England herrscht, hat
das Land auch eine große Menge Arme. Besonders schroff tritt der Gegensatz
zwischen Arm und Reich in Irland auf; neben den wohlhabenden Grundbesitzern
wohnen die armen Pächter und Unterpächter, die oft kaum ihre Familien zu
ernähren im Stande sind.
Die Bildung des niederen Volkes steht in England im allgemeinen noch
auf niedriger Stufe.
Als die Römer das eigentliche England und den Süden von Schottland zur
Provinz Britannia machten, waren die Inseln hauptsächlich von den Galen, einem
keltischen Stamme, bewohnt. Späterhin im 5. Jahrhundert setzten sich die Angeln
und Sachsen von der unteren Elbe dort fest und gründeten sieben Reiche, die um
800 unter Alfred dem Gr. eins wurden, welches nun Angelland oder England
on-rt. schon 1066 starb der angelsächsische Stamm aus, und der Normannenherzoa
Ärlhelm der Eroberer erwarb sich die Herrschaft. Im 12. Jahrhundert eroberte
stch England Irland, und im 13. Jahrhundert bekam das ganze Land das erste Grund-
aesetz der englischen Verfassung, die Magna Charta. Im 14. und 15. Jahrhundert
suchten die Komge Englands sich in Frankreich Besitz zu erwerben; aber innere Streitigkeiten