1879 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Dietlein, Woldemar
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Seminar, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
98 §. 20.
Die Inseln Seeland, Laaland und Falster sind eben so fruchtbar
wie der größte Theil der jütischen Halbinsel. Herrliche Buchen- und Eichen-
wälder, üppige Getreidefelder und treffliche Obstgärten, letztere besonders auf
Falster, schmücken das Land.
Die Produkte Dänemarks sind denen in der norddeutschen Tiefebene
sehr ähnlich. Nur an Mineralien ist das Land arm. Die Dänen, ein
skandinavischer Volksstamm, beschäftigen sich mit Ackerbau, Viehzucht, Fischerei
und besonders mit Handel und Schiffahrt. Die Industrie ist von keinem
großen Umfange. Verbreiteten Ruf hat die Lederfabrikation. Die herrschende
Religion ist die protestantische.
Die hauptsächlichste Eisenbahn befindet sich auf der Insel Seeland, wo-
selbst sie die Ostküste mit der Westküste verbindet (von Korsoer nach Kopen-
Hägen). Außerdem geht eine Bahn von Kopenhagen nach Helsingör auf derselben
Insel. Auch auf den andern Inseln und auf Jütland fmd einige Bahnen.
Dänemark bestand anfänglich, wie Skandinavien, aus mehreren kleinen Reichen,
die im 9. Jahrhundert zu einem Staate zusammenflössen. Unter Kanut dem Großen
(10. Jahrh.) gehörte sogar Norwegen und England zu Dänemark und unter Marga-
rethe stand Dänemark an der Spitze der drei skandinavischen Reiche (siehe Schweden).
Schweden machte sich jedoch, wie wir wissen, 1520 wieder frei und 1814 verlor Däne-
mark auch Norwegen. Als Dänemark das deutsche Schleswig - Holstein, welches „ewig
ungetheilt" mit Dänemark verbunden sein sollte, unauflöslich mit sich vereinigen wollte,
schritten die deutschen Großmächte ein und eroberten im Jahre 1864 beide Herzogtümer,
die dann an Oesterreich und Preußen abgetreten wurden und seit dem Prager Frieden
1866 an Preußen kamen.
§. 20. Die haupsächlichsten Theile sind, außer der Halbinsel Jütland,
die Inseln Seeland, Möen, Fünen, Laaland, Falster, Langeland,
und Bornholm.
1. Jütland, 458 ^Meilen groß, wird in vier Stifter getheilt: Aal-
borg, Viborg, Aarhuus, Ribe.
Aalborg, im nördlichsten Theil der Halbinsel; Getreidehandel; Fabriken; Hafen
und Stiftsstadt am Liimfjord. Aiborg, ebenfalls eine alte Stadt. Aarhuus, Hafen;
Handel und Fabriken. Fricdericia, Festung und Hafen am kleinen Belt.
2. Seeland, die größte Insel des Königreichs (128 Hjm.) in der Ostsee,
zwischen Sund und Belt gelegen, fruchtbares Getreideland.
Kopenhagen, dänisch Kiöbnhavn, (200) „gelegen an der einzigen günstigen
Ostseepforte und am Scheitelpunkte zweier convergierender Golfe, im Besitze eines
trefflichen Hafens, überrwiegt alle andern Orte Dänemarks nicht nur an Größe,
sondern auch an Bedeutung. Es liegt an einem breiten Meeresarm, den
Kalleboftrom, dessen nördlicher Theil zum Hafen benutzt wird." Der Kriegshafen,
aom Handelshafen durch ein Pfahlwerk getrennt, fafft 500 Schiffe. Der Haupttheil
der Stadt liegt auf Seeland, während ein kleinerer Theil, Christianshavn, auf der
kleinen Insel Amack sich befindet, die mit Seeland durch zwei Brücken verbunden ist.
Die zahlreichen Brände haben durch die nothwendig gewordenen Neubauten der Stadt
den Charakter einer schönen Regelmäßigkeit gegeben. An Großartigkeit und Schönheit,
an Menschenegwühl steht Kopenhagen andern Großstädten nach. Der Mittelpunkt der
Stadt ist der große schöne Neumarkt. Hier liegt das Theater, das Schloss Charlotten-
bürg, mit der Akademie der Künste und der Hauptwache.
Im südlichen Theile der Stadt liegt auf dem Schlossholm die auf 10,000 Pfählen
erbaute Christiansburg mit dem prächtigsten Rittersaale und vielen Kunstsammlungen.
In der Nähe liegt die Börse, die Bank und Thorwaldsens Museum.
Kopenhagen ist auch der Mittelpunkt der Wissenschaft und hat eine von
900 Studenten besuchte Universität. Der Handel und die Schiffahrt sind zwar nicht
mehr so bedeutend wie früher, aber immerhin sehr beachtenswerth. In Kopenhagen
concentriert sich wie in Paris der Staat: Beamte und Militär, der Hof, die Künstler
und Gelehrten, der Adel und die höchsten Behörden drängen sich hier zusammen.
Sämtliche Städte des Landes zusammengenommen haben nur doppelt soviel Einwohner