1879 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Dietlein, Woldemar
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Seminar, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Lena, am Baikalgebirge entspringend, hat, wie die beiden fol-
genden Ströme, eine nördliche Hauptrichtung und bildet bei ihrer Mündung
ms Eismeer ein großes Delta.
Der Jenisei empfängt seine Gewässer vom Südabhange des Altai,
durchbricht das Gebirge und nimmt, wie die Lena, in der Tiesebene noch große
Nebenflüsse auf. Die obere Tunguska, welche sich bei Jeniseisk mit' ihm
vereinigt, führt ihm die Wasser des Baikalsees zu.
Der Ob oder Obi kommt vom Altai, hat eins der größten Stromgebiete
und bildet bei seinem Ausflusse den großen obischen Meerbusen.
Die Flüsse sind alle schiffbar, wasser- und fischreich. Leider dauert die
Fahrzeit nur wenige Monate. —
Da die kalte Zone bis zum 55 ° ins Land hineindringt, so steigt die
Vegetation erst von da ab allmählich.
Die wenigen Bewohner des Nordens leben von der Jagd des unzählbaren
Wildes und von der Zucht der Rennthiere. Das verbreitetste Hausthier ist
der Hund. Auch die Fischerei ist sehr ergiebig' der Westen und Süden sind
für Viehzucht und Ackerbau geeignet. In der Mitte des Landes beginnen un-
ermessliche Waldungen von Nadelhölzern, die nach Süden allmählich dichter
werden. Der Hauptreichthum des Landes besteht in Pelzthieren (Zobel, Her-
melin, blaue und schwarze Füchse) und in Metallen (Kupfer, Eisen, Silber,
Gold und Platina). Auch mancherlei Edelsteine, Salz, Pech, Theer und Leder
kommen in den Handel. Der Bergbau wird besonders von den aus Russland
Verbannten betrieben.
Die Bevölkerung Sibiriens besteht aus zahlreichen Stämmen. Am
Eismeere wohnen Finnen (Ostjaken, Samojeden); im Süden und Südwesten
bilden die muhamedanischen Turk-Tataren die Hauptmasse; im Nordosten
sind die zu den Eskimos gehörigen Tschuktschen sesshast. Die im Osten und
Südosten wohnenden Kamtschadalen, Jakuten, Kurilier, Kalmücken u. s. w. ge-
hören der mongolischen Rasse an und bekennen sich meist zum Buddhaismus.
Die eigentlichen Russen und die Kosaken sind nur schwach vertreten.
Nächst den Äekennern der griechisch-katholischen Kirche, besteht hauptsächlich die
Bevölkerung aus Muhamedanern und Heiden. Römisch-Katholische zählt man
12000, Protestanten nur 4000 und Juden 8000. ?
Die rohesten Nomaden sind die T u n g u s e n, die größtentheils von der
Jagd leben. Auch die sanfteren Jakuten sind vortreffliche Jäger. Die
Tschucktschen sind tüchtige Fuchs- und Zobelfänger und treiben Rennthier-
zucht und Karawanenhandel.
Die Samojeden an der Eismeerküste sind kleine armselige Leute, die
größtentheils von dem Fleische der Fische und Seethiere leben, welche ihnen
das Eismeer und seine unwirtlichen Küsten liefern.
Auch die kleinen Kamtschadalen leben von Fischsang und Jagd. Ihre
Hunde müssen die Zugthiere ersetzen.
Das ganze Sibirien zerfällt in West- und Ostsibirien.
a) Westsibirien umfafst die Gouvernements Tobolsk und Tomsk und
das Land der Kirghifen.
Tobolsk am Jrtisch, (25) Niederlage des Pelzwerkes. Omsk, mit vielen Ver-
bannten. Tomsk, Festung.
Das Kirghifenland ist nur Nomadenland ohne eigentliche Städte. Die
Bewohner nennen sich „Kasak". (S. §. 24.)
b) Ostsibirien besteht aus den Gouvernements Jeneseisk, Jrkutsk und
Jakutsk, aus dem Lande Transbaikalien, dem ostsibirischen Küstenlande und
der Amurprovinz.