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1. Bodenständiger Unterricht - S. 8

1913 - Leipzig : Dürr
— 8 — Dann hat er weder sprachlich noch sachlich eine allzugroße Arbeit zu leisten, da in der Frage oft auch schon inhaltlich die halbe Antwort liegt. Er braucht das nur zu vervollständigen, was wir ihm durch unsere Frage ziemlich stark angedeutet haben. In dem Ministerialerlaß vom 31. Januar 1908 heißt es: . Dabei richtet sich das Fragen zu oft nur auf die Er- gänzung durch einzelne Wörter oder sogar auf Selbstverständliches. Die Fragen sind zu leicht und rufen zu wenig das Interesse der Schüler hervor; es ist nötig, die Denkarbeit, die Urteilskraft der Kinder mehr in Anspruch zu nehmen." Die von uns teilweise oder gänzlich vorgesagten, von den Schülern mehr oder weniger gedankenlos nachgesprochenen, für sie deshalb inhaltsarmen oder gar -leeren Begriffe und Namen üben wir dann mit Fleiß und Sorgfalt ein, um sie, wie man sagt und hofft, „zum unverlierbaren geistigen Eigentum der Schüler" zu machen. Wie kann man behalten und bewahren, was man nie besessen hat? Das Aufzählen der Dinge in der Heimat ist doch noch kein „geistiges Eigentum", kein gründliches Kennen und Verstehen, kein Besitz! Es ist, wie die Allgemeinen Bestimmungen es ausdrücken, „bloße Nomenklatur", ist Zungenfertigkeit, Geschwätz, und wir nehmen und halten es leicht für bare Münze. Durch gute Aussprache, durch Anschreiben der Namen und sonstigen zu merkenden Wörter an die Tafel, durch deutliches, mehrfaches Nach- sprechenlassen, durch Gliederungen, Zusammenfassungen und Wieder- holungen bemühen wir uns, den Stoff gut einzuprägen, und freuen uns dann über die Sicherheit, mit der die Schüler die unverstandenen, ihnen äußerlich aufgedrungenen, aber ziemlich fremd gebliebenen Ge- dächtnisstoffe auf unsere Fragen wiedergeben können, zumal dann, wenn sie Lob einheimsen. Gewiß sind deutliches Sprechen, Anschreiben an die Tafel, Nach- sprechen und Nachschreiben, Gliedern, Zusammenfassen und Wiederholen nützliche, notwendige und unerläßliche Dinge, weil sie zur Richtigkeit, Klarheit und dauernden Aneignung der behandelten Stoffe viel beitragen. Aber sie sind doch nur die letzten äußeren Zutaten, die zu der Hauptsache, nämlich dem inneren Verständnis und der lebhaften An- fchauung von der Sache, hinzukommen müssen, diese selbst aber niemals ersetzen können, ebensowenig wie die Festigkeit des Hauses durch den sauberen Anstrich und den schönen Schmuck oder die Güte einer Zigarre durch die „feine Aufmachung" ersetzt werden kann.
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