1913 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Nolte, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Herford
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Dann hat er weder sprachlich noch sachlich eine allzugroße
Arbeit zu leisten, da in der Frage oft auch schon inhaltlich die halbe
Antwort liegt. Er braucht das nur zu vervollständigen, was wir
ihm durch unsere Frage ziemlich stark angedeutet haben.
In dem Ministerialerlaß vom 31. Januar 1908 heißt es:
. Dabei richtet sich das Fragen zu oft nur auf die Er-
gänzung durch einzelne Wörter oder sogar auf Selbstverständliches.
Die Fragen sind zu leicht und rufen zu wenig das Interesse
der Schüler hervor; es ist nötig, die Denkarbeit, die Urteilskraft der
Kinder mehr in Anspruch zu nehmen."
Die von uns teilweise oder gänzlich vorgesagten, von den
Schülern mehr oder weniger gedankenlos nachgesprochenen, für sie
deshalb inhaltsarmen oder gar -leeren Begriffe und Namen üben wir
dann mit Fleiß und Sorgfalt ein, um sie, wie man sagt und hofft,
„zum unverlierbaren geistigen Eigentum der Schüler" zu machen.
Wie kann man behalten und bewahren, was man nie besessen hat?
Das Aufzählen der Dinge in der Heimat ist doch noch kein
„geistiges Eigentum", kein gründliches Kennen und Verstehen, kein
Besitz! Es ist, wie die Allgemeinen Bestimmungen es ausdrücken,
„bloße Nomenklatur", ist Zungenfertigkeit, Geschwätz, und wir nehmen
und halten es leicht für bare Münze.
Durch gute Aussprache, durch Anschreiben der Namen und sonstigen
zu merkenden Wörter an die Tafel, durch deutliches, mehrfaches Nach-
sprechenlassen, durch Gliederungen, Zusammenfassungen und Wieder-
holungen bemühen wir uns, den Stoff gut einzuprägen, und freuen
uns dann über die Sicherheit, mit der die Schüler die unverstandenen,
ihnen äußerlich aufgedrungenen, aber ziemlich fremd gebliebenen Ge-
dächtnisstoffe auf unsere Fragen wiedergeben können, zumal dann,
wenn sie Lob einheimsen.
Gewiß sind deutliches Sprechen, Anschreiben an die Tafel, Nach-
sprechen und Nachschreiben, Gliedern, Zusammenfassen und Wiederholen
nützliche, notwendige und unerläßliche Dinge, weil sie zur Richtigkeit,
Klarheit und dauernden Aneignung der behandelten Stoffe viel
beitragen.
Aber sie sind doch nur die letzten äußeren Zutaten, die zu der
Hauptsache, nämlich dem inneren Verständnis und der lebhaften An-
fchauung von der Sache, hinzukommen müssen, diese selbst aber
niemals ersetzen können, ebensowenig wie die Festigkeit des Hauses
durch den sauberen Anstrich und den schönen Schmuck oder die Güte
einer Zigarre durch die „feine Aufmachung" ersetzt werden kann.