1913 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Nolte, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Herford
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Sie hören verwundert und sehen vielleicht auch genau auf ihrem
Atlas zu — obgleich dieser es wegen des kleinen Maßstabes nicht so
scharf zeichnen kann! —, daß z. B. Ravenna zur Zeit des Römerreiches
am Meere lag, während es heute als Binnenstadt etwa 6 km von
der Küste entfernt ist.
Sie schließen bald selbst, daß auch Venedig dieses Schicksal teilen
wird, wenn der Mensch es nicht verhindert. . . .: eine ganze Kette
von bedeutungsvollen erdkundlichen Erkenntnissen und eigenen Schluß-
folgerungen wird durch die heimatliche Anschauung ermöglicht.
Ein solch vielseitiges und gründliches Verständnis und Wissen
kann auch der sorgfältigste Unterricht im Schulzimmer, dem nicht
heimatkundliche Spaziergänge vorangegangen sind, unmöglich erreichen.
Das ist vielmehr nur durch lebendige Anschauung in der Wirk-
lichkeit herbeizuführen.
Und dann wird den erdkundlichen Belehrungen auch eine größere
Aufmerksamkeit entgegengebracht, und zwar deshalb, weil sie durch
wirkliche Anschauungen möglichst gut vorbereitet worden sind.
lnschwem^ An der Werre, z. B. am Berger- und Lübbertor, an der Hansa-
mungen. brücke usw.
und an der Aa, z. B. bei der Huthschen Mühle und bei derjenigen
von Schachtsiek in Diebrok, sehen die Schüler die angeschwemmten
Sand-, Schlamm- und Steinhaufen und werden jedesmal
darauf aufmerksam gemacht, welche Mengen das sind.
Wir stellen an Ort und Stelle Vermutungen darüber an, woher
sie wohl kommen, und wie sie entstanden sein mögen.
Wir suchen undbetrachtengrößereundkleinere, eckigeundabgerundete
Steine aus dem Flußsande und schließen aus dem Grade der Abstoßung
der Kanten und aus der mehr oder weniger vorgeschrittenen Abrun-
dung auf den kürzeren oder längeren Weg der Steine im Wasser.
Wir achten darauf, wie von Zeit zu Zeit die Kolke am Bergertor
und bei der Huthschen Mühle gereinigt werden müssen, wie groß die
ausgeworfenen Haufen Sand und Kies, wie zahlreich die fort-
gebrachten Fuder sind, wie Sand und Kies durchgesiebt und zu
Bauzwecken oder, wie vor kurzem, zur Herstellung von Rohren für
die Entwässerungsanlagen der Stadt verwertet wird. *)
*) Nach Mitteilungen des Herrn Dipl. Jng. Ulrici, des Leiters des
hiesigen Kanalbauamtes, sind dabei über 500 cbm Werresand für Rohre, Ufer-
mauern und Kläranlage verarbeitet. Auch bei den Dükerbauten sind größere
Mengen gewonnen und nutzbar gemacht.