1913 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Nolte, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Herford
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Gerichten nur geschildert wird — und wenn das auch mit den an-
schaulichsten und beredtesten Worten geschähe —, oder ob er selbst
hineingeführt und vielleicht sogar auch eingeladen wird, sich an die
Tafel zu fetzen und mitzuessen.
Das eine Mal speist man ihn mit schönen Worten ab. Davon
wird er nicht satt.
Das zweite Mal wird ihm wirkliche Nahrung geboten.
Wir speisen unsere Schüler zu oft mit Worten, und noch lange
nicht einmal immer mit den anschaulichsten, ab und wundern uns
dann, daß sie trotz des so reichlichen Trockenfutters nicht zu Kräften
kommen.
Alles ganz gut, so wird man entgegnen, aber die Ausführung dieser
heimatkundlichen Beobachtungsgänge hat doch ihre großen Bedenken, ^ildungs-
Sie fordern unverhältnismäßig viel Zeit, nehmen in den
meisten Fällen ganze Nachmittage oder doch mehrere Stunden in
Anspruch und machen viel zu viel Mühe und Umstände.
Entspricht denn der Gewinn diesem Aufwände?
Darauf habe ich zunächst nur zu antworten: Eigene Spazier- _
gänge belehren darüber am besten, ebenso wie man z. B. den Wert
einer turnerischen Übung nicht vom Zusehen, sondern dadurch am
besten kennen lernt, daß man sie ebenso oft und genau so gut macht,
wie man sie von den Schülern verlangt. Man wird dann sehen,
daß der Ertrag in jedem Falle viel größer ist, als ohne eigene Er-
fahrung erscheinen mag.
In den letzten Jahren habe ich immer häufiger und planmäßiger
solche Beobachtungs-Spaziergänge gemacht und stets mehr gesehen
und für den Unterricht gelernt.
In steigendem Maße habe ich erfahren, welch eine ungeahnte
Fülle des wiffenswertesten und in bester Weise die Schüler an-
regenden und bildenden Stoffes uns die nächste Umgebung auf
Schritt und Tritt bietet.
Für gewöhnlich sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht,
weil wir viel zu sehr in der hergebrachten Unterrichtsweise besangen sind.
Wer erst einmal anfängt, solche Ausgänge zu machen, der wird
sicher darüber verwundert fein, warum wir an dieser naheliegenden
Fülle von Anregung zu Beobachtungen, zum Denken und zu eigenen
Arbeiten bisher so gut wie ganz vorübergegangen sind, und warum
man andere Bildungs- und Unterrichtsstoffe, die viel fremder und
schwerer sind, bevorzugt hat und bevorzugt.