Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bodenständiger Unterricht - S. 74

1913 - Leipzig : Dürr
— 74 — kurz kommen, wenn wir gründlicher und mehr Heimatkunde und weniger fernerliegende Stoffe behandelten? Jedenfalls bietet uns die engste Heimat ausgezeichnete Unterrichts- stoffe in Hülle und Fülle. Die Schwierigkeit liegt nur in ihrer Auswahl und Bewältigung. Man denke z. B. an einige höchst lehrreiche Seiten der Heimat- künde: Handwerk, Fabrikwesen, Handel, Verkehr ufw. Was lehren wir davon in unfern Schulen? Müßten wir nicht die Schüler in die heimischen Fabriken, Läden, Lagerhäuser, Werkstätten führen und dort unterrichten? Ist es unwichtig und nebensächlich, ob sie die Rohstoffe der heimischen Arbeit, ihre Ursprungsgebiete, ihren Weg zu uns, das Zollwesen, die fertigen Erzeugnisse und ihre Absatzgebiete, die tausend- fältige wirtschaftliche Verbindung des Heimatortes mit andern Orten, Ländern und Erdteilen, den Umsatz, die Arbeitslöhne, die Steuern, die sonstigen Aus- und Abgaben, den Geldverkehr usw. usw. der Heimat kennen lernen und verstehen? Sollte uns das nicht näher liegen und fruchtbringender und notwendiger sein als das wenig erfolgreiche Schweifen in die Ferne? Wie kommen wir denn am ersten dahin, Menschen mit offenen Augen und geschickten Händen, starke, eigenartige, selbstbewußte und selbstherrliche deutsche Männer und Frauen bilden und entwickeln zu Helsen, wenn wir die ureigensten, stärksten und gesundesten Quellen aller Bildung, die ganz ohne Zweifel in der Heimat liegen, erschließen — oder wenn wir uns mit unferm Denken und Arbeiten möglichst schnell fremden Stoffen zuwenden und uns damit in der Hauptsache abgeben? Ist die allgemeine Bildung, die an heimatlichen Stoffen er- worden wird, minderwertiger als die, die wir sonst gewinnen? Um das zu behaupten und deshalb die heimatlichen Stoffe gegenüber den fremden zurückzusetzen, kann man doch nicht anders als von sich, von den eigenen Stammes- und Volksgenossen, von unsern Eigenschaften, Arbeiten und Zuständen, von unsern Kräften und Gaben, von dem Reichtum und der Schönheit der heimatlichen Natur geringer denken als von den gleichen Dingen anderer Gegenden und Völker. Man muß fchon höchst unangebrachte Selbsterniedrigung üben, um die Heimat zu übergehen und dem Fremden höhere Be- deutung und größeren Wert beizulegen. Selbstbesinnung und Selbst-, achtung führen uns zur Heimat.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer