1913 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Nolte, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Herford
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Daß dieses ausgezeichnete Hilfsmittel in seiner höchsten Vervoll-
kommnung in den Dienst der Heimatkunde (Vogel- und sonstige Tier-
welt, biologische Beobachtungen usw.) gestellt werden muß und wird,
unterliegt keinem Zweifel.*)
Vielseitige heimatkundliche Arbeit der Lehrer.
Was aber wäre die Folge oder die Voraussetzung von dem allen?
Von der Lehrerschaft wird viel neue Arbeit verlangt: eingehende
langjährige Beschäftigung mit der Heimat durch eigene Beobachtimg
und Benutzung der gebotenen Hilfsmittel, Mitarbeit an der Herstellung
und fortlaufenden Verbesserung dieser Hilfsmittel, Ausführung der
verantwortungs- und mühevollen Beobachtungsgänge mit den Schülern,
Anlegung von Sammlungen, Vorbereitung und Ausführung des Licht-
bildunterrichts u. a. m.
Es fragt sich, ob immer Lehrer da sein werden, die diese viel-
fache Arbeit übernehmen.
Denn sie fordert in ganz besonderer Weise Zeit, Liebe, Geschick
und Kraft: Dinge, die nicht jeder hat, weil ihm entweder die natür-
lichen Voraussetzungen dafür fehlen, oder aber, weil er für Neben-
erwerb zum Unterhalt seiner Familie sorgen muß.
Verantwortung, Takt und Freiheit bei den
heimatkundlichen Arbeiten.
Wer jemals als verantwortlicher Leiter mit Schülern Ausflüge,
Wanderungen oder Beobachtungsgänge gemacht hat, weiß, wie zahl-
reich und stark für die Schüler die Anlässe zur Unaufmerksamkeit und
zu Unvorsichtigkeiten und ferner, wie groß dabei die Anforderungen
sind, die an die Kunst der Beherrschung der Schüler, an Umsicht,
Geduld und Takt des Lehrers im Hinblick auf den möglichst unge-
zwungenen, freundschaftlichen Verkehr mit den Schülern gestellt werden.
Wer da nicht die weitestgehende Liebe zur Sache hat, kann wohl
bald erlahmen und den bisherigen bequemeren Unterricht in der
Klasse vorziehen, statt sich ganze Nachmittage mit den Schülern draußen
abzumühen.
*) Um Lebensvorgänge, z. B. den Umlauf des Blutes, das Wachstum
von Pflanzen, das Auf- und Verblühen von Blumen mit größter Deutlichkeit
zu zeigen, geschieht die Vorführung mit stark übertriebener, z. B. 800facher
Schnelligkeit. Das erzeugt leicht falsche Vorstellungen, worauf besonders
aufmerksam zu machen ist.