1913 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Nolte, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Herford
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Erst dann können bodenständige Unterrichtsbücher abge-
faßt und bodenständige Lehrpläne ausgearbeitet werden.
Nicht durch einzelne Abänderungen, nicht durch Anläufe und
Ansätze, sondern nur durch ganze Arbeit, nur durch die gründ-
lichste und vielseitigste Erforschung der Heimat, nur da-
durch, daß man den Wert und die Bedeutung der Heimat-
künde voll anerkennt und ihr Selbstzweck zuspricht, können
wir zum bodenständigen Unterricht kommen: ein Ziel, das erst nach
vielen Jahren erreicht sein wird.
Bodenständiger Clnterricht in der Großstadt.
Ist der bodenständige Unterricht auch in der Großstadt möglich?
Wie kann denn bei dem bunten und vielgestaltigen Leben mit seinem
Lärmen und Hasten, mit seinem sortwährenden Wechsel und seiner
Unruhe von Bodenständigkeit gesprochen werden?
Gewiß ist die Umwelt des Großstadtkindes, insbesondere des-
jenigen, dessen Eltern oft die Wohnung — den Stadtteil oder die
Stadt — wechseln, himmelweit verschieden von der eines Schülers,
der seine ganze Jugendzeit in derselben Mittel- oder Kleinstadt oder
in demselben Dorfe oder gar in demselben Hause auf dem Lande
verlebt. Wo die Bodenständigkeit am tiefsten und echtesten ist, wo
das Wesen des Menschen am meisten den Erdgeruch der Heimat an-
nimmt und für das ganze Leben behält, ist nicht fraglich.
Aber mögen die Dinge und das Leben in der Heimat des einen
Schülers auch noch so wenig mit denen des andern verglichen werden
können — es kommt daraus an, daß der Schulunterricht das nicht
mehr übersehe, sondern in bester Weise ausnutze, was von den Schülern
täglich auf dem Schulwege, bei Spiel und Arbeit, auf Spaziergängen
und in Mußestunden, in Haus und Straße und sonst angetroffen
wird, daß das-beachtet und betrachtet werde, was die Schüler sehen,
hören, erleben, erfahren, was mit ihrem Leben in Verbindung steht
oder leicht gebracht werden kann, soweit es sich für die Schularbeit
verwerten und fruchtbar machen läßt.
Daß im Großstadtgewühl unterrichtliche Spaziergänge schwerer
ausführbar sind als in einer Kleinstadt, ist klar; es mag sogar ange-
nommen und behauptet werden, sie seien gänzlich unmöglich.
Aber bietet nicht auch die Großstadt mit dem reichen Leben, den
Fabriken, andern gewerblichen Anlagen und ähnlichen Einrichtungen,
mit dem vielseitigen Handel und Verkehr, mit den Museen und