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1. Bodenständiger Unterricht - S. 115

1913 - Leipzig : Dürr
— 115 — Aber kann denn tatsächlich eine eingehende Beschäftigung mit der Heimat die Heimatliebe nicht vertiefen, verstärken, erhöhen? Ganz gewiß! Doch dabei kommt es weniger auf das Wissen, das dabei keine erste, keine führende, herrschende, sondern eine dienende, helfende, fördernde Rolle spielt, als vielmehr auf die Art der Be- schäftigung an. Auch das zeigt uns am besten der Vergleich mit der Mutterliebe. Das Kind liebt seine Mutter um so inniger, nicht je mehr und je eindringlicher ihm das gepredigt und anbefohlen wird, sondern je liebevoller sie selbst bei guter Zucht ihrem Kinde zugeneigt ist. Je kälter, je herzloser sie sich zeigt, desto geringer ist die Anhänglichkeit, je freundlicher und gütiger sie ist, je mehr sie sich um ihr Kind bemüht und sorgt, desto größer ist dessen Gegenliebe. Je mehr wir uns den heimatlichen Dingen und Fragen hin- geben, je unmittelbarer und echter unsere eigene Freude an der Heimat ist, je lieber und je eingehender wir uns der Beschäftigung mit der Heimat widmen, je mehr wir uns um sie bemühen, je vertrauter wir mit ihr selbst sind, je mehr Heimatliebe wir selbst haben, desto mehr wird davon auch auf unsere Schüler über- springen. Nicht äußerer Drillunterricht, der ja auch uns selbst keine Liebe zur Heimat bringt, unsere eigene Heimatliebe sicher nicht erhöht, sondern freudige Hingabe an die Heimat, freiwilliges, eigenes Suchen, Forschen und Arbeiten, das ist es, was in erster Linie für uns selbst nötig ist, wenn wir durch Heimatkunde auch Heimatliebe aus unsere Schüler übertragen, bei ihnen hegen und pflegen wollen. Dann aber weiter kommt es nicht so sehr darauf an, unfern Schülern Kenntnisse zu vermitteln — die fallen uns als reife Früchte schon von selbst in den Schoß! —, als vielmehr auch in ihnen die Freude am eigenen Beobachten, Suchen, Untersuchen, Formen, Nach- bilden und an sonstigen Arbeiten zu wecken und zu. erhöhen! Das aber setzt wieder voraus, daß wir so, wie die Mutter mit feiner Beobachtung und liebevoller Beachtung, mit kluger Geduld, staunenswertem Geschick und selbstloser Aufopferung jede Eigenart ihrer Kinder zu ihrem Recht kommen läßt, daß auch wir so alle unterrichtliche Gleichmacherei, wie sie jetzt überall, hier mehr, da minder, in unsern Schulen herrscht, vermeiden, daß wir vielmehr jeden Schüler möglichst zu seinem Rechte kommen lassen, ihn so nehmen, wie er ist, nicht wie wir ihn haben müssen, wie er nach
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