1886 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil, Hennig, Louis
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Das Deutsche Reich.
9300 Q.-Ml. (540 000 qkm.), ca. 47 Mill. Einwohner. *)
A. Allgemeines üöer Deutschtand.
I. Lage und Begrenzung. Deutschland bildet seiner Lage nach „das
Herz Europas." Diese Lage wirkte zwar günstig auf die Entwickelung des
deutschen Handels ein, aber sie war auch die Ursache, daß unser Vaterland
oftmals der Schauplatz blutiger Völkerkriege wurde.
Währeud Deutschland im N. von 2 den Verkehr belebenden Meeren
(Nord- und Ostsee) begrenzt wird, bilden im S. hohe Gebirgsmauern die
Grenze. Der W. und O. sind nur teilweise natürlich begrenzt.
Die einzelnen natürlichen und politischen Grenzen nach der Karte!
Die deutschen Grenzmeere.
a, Die Nordsee oder das Deutsche Meer. Die Küste der Nordsee war
in früherer Zeit von Dünen (d. s. natürliche Sandwälle, die der vom Meere
wehende Wmd anhäuft) begrenzt. Das stürmische Meer aber hat diese Dünen
durchbrochen, und als Überreste derselben ziehen sich an der Küste die Frie-
sischen Inseln hin. Um dem verheerenden Eindringen des Meeres Einhalt
zu thun, sind Deiche (5-—10 m hohe Erdwälle, Dämme) angelegt worden.
Der Raum zwischen dem Festlande und den Inseln wird zur Ebbezeit fast
ganz trocken gelegt und darnm „Watt" genannt. Hinter den Deichen breitet
sich ein Strich fruchtbaren Marschlandes aus.
Ebbe und Flut und Wellenschlag halten das grünliche, bittersalzige
Wasser der Nordsee in beständiger Bewegung. Bei starkem Westwinde wird
die Flut zur gefahrvollen Sturm- oder Springflut. Überhaupt ist die Nord-
see infolge der zahlreichen Sandbänke und der heftig wehenden Stürme ein
sehr gefährliches Meer, und mit Recht sagt der Matrose von demselben
„Nordsee—mordsee!" Zahlreiche Leuchttürme, Feuerschiffe, farbige, auf dem
Meeresgrunde verankerte Tonnen weisen den Schiffen, die von Wetter- und
wegkundigen Lotsen geführt werden, die oft gefahrvolle Einfahrt in die Häfen.
Ist ein Schiff gestrandet, so sind die im Dienste des segensreich wirkenden
„Deutschen Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger" stehenden Lotsen und Fischer
mit Rettungsbooten und Rettungstauen zu schneller Hilfe bereit.
Buchten der Nordsee: Dollart, Jadebuseu, Weser- und Elb-
münduug.
Inseln: Ostfriesische Inseln (Borkum, Norderney, Langerog),
Nord friesische Inseln (Föhr, Sylt) und das englische Helgoland.
Auf vielen Inseln sinden sich Seebäder, die im Sommer von zahlreichen
Fremden besucht werdeu.
*) Mutmaßliches Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dez. 1835.