1905 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Felgner, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
solche Stelle, wo auf einmal das Flöz aufhört und dann an einer
höheren Stelle sich fortsetzt? Solche Verwerfungen zeigen sich oft in
den Kohlenflözen, besonders an der Ruhr, an der Saar, in den Vogesen,
im südlichen Frankreich, am meisten in England. In dem vorhin
erwähnten Steinkohlenlager von Lugau sind die sechs Flöze durch
13 Verwerfungen verschoben. Wie durch Bodenschwankungen, Hebungen
und Senkungen, die Kohlenflöze in ihrer ursprünglichen Lagerung mehr
oder weniger gestört worden sind, wird euch später klar werden.
Wie ist nun aber diese Umwandlung der Pflanzen in Kohle vor
sich gegangen? Das will ich zunächst durch einige Versuche deutlich zu
machen versuchen: Lösche ich einen brennenden Span schnell aus, so
bleibt etwas Kohle übrig. Schiebe ich einen brennenden Span nach
und nach in ein Probiergläschen, so brennt er außerhalb mit heller
Flamme, im Innern verkohlt er. Der Kohlenstoff kann hier nicht ver-
brennen, weil ihm der zum Brennen nötige Sauerstoff fehlt, denn der
im Gläschen enthaltene ist schnell aufgezehrt. Jetzt stecke ich ein
Stückchen Holz in einen hohlen Schlüssel, halte denselben über die
Spiritnsslamme — es entweichen verschiedene Gase, und aus dem
Schlüssel fällt dann ein klingendes Stückchen Kohle. In der Hitze
werden die Stoffe, aus denen das Holz besteht, in ihrer Verbindung
gelöst; der Wasserstoff reißt den Sauerstoff sofort an sich, und der
Kohlenstoff wird frei. Auf diesen Umstand, daß das Holz bei Mangel
an Sauerstoff bloß verkohlt, gründet sich die Gewinnung der Holzkohle.
Wir haben aller zwei Jahre Gelegenheit, die Herstellung derselben
zu beobachten in dem sogenannten „Breiten Grunde" bei Tharandt.
Ein großer Haufen Holz wird in Form eines Kegels aufgebaut und
mit Erde und Rasen bedeckt. Hat der Köhler den Meiler fertig, so
brennt er durch eine kleine Öffnung, die er unten gelassen, das Holz
an. Dann macht er hier und da kleine Öffnungen mit seinem Schür-
bäume, damit nur so viel Luft Zutritt hat, als nötig ist, um den Wasser-
stoff und Sauerstoff aus dem Holze zu vertreiben. Er läßt nur so viel
Holz verbrennen, als durchaus erforderlich ist, um die gesamte Holz-
masse auf die Verkohlungstemperatnr zu erhitzen. Ist die Verkohluug
beendet, was der Köhler an der Farbe des entweichenden Rauches
erkennt, läßt er den Meiler abkühlen. Er schließt nach und nach alle
Öffnungen. Auf welche Weise ist also hier Kohle entstanden? Durch
Erhitzen bei Luftabschluß. Woher kann die Hitze bei Entstehung der
Steinkohle nur gekommen sein? Wer besorgte den Luftabschluß?
Nun ist freilich die Holzkohle, wie sie der Köhler in seinen Meilern
herstellt, nicht zu vergleichen mit dem Kohlenstoff, wie ihn hier die
Natur aufgespeichert hat. Unsere dichteste, üppigste Waldung würde zu
Steinkohle zusammengepreßt, nur ein Kohlenflöz von etwa 1 cm Mächtig-
keit geben. Wieviel solche Waldgenerationen würden also zu eiuem
Flöze von 5 m Stärke nötig sein? Wie lange läßt man bei uns die
Bäume des Waldes wachsen? Nehmen wir 100 Jahre an, welche
Zeit wäre dann zum Wachstnme dieser 500 Generationen nötig? Um
mit unsern Bäumen Hunderte von Flözen übereinander zu lagern, wären