1905 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Felgner, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wir kommen aus Böhmen. Die Sandsteine würden erzählen: Wir
stammen —. Der Syenit würde vom Planenschen Grunde berichten.
Und der Gneis würde sagen: Meine Wiege stand im Rabenauer Grunde.
Welche gewaltigen Gesteinsmassen von einem einzigen Flusse in kurzer
Zeit fortgeführt werden können, zeigte sich am deutlichsten bei dem Hoch-
wasser am 30. und 31. Juli 1897, wo die Weißeritz durch ihre umfang-
reichen Unterspülungen der Ufer der Mündungsstelle 140000 cbm
Gesteins- und Bodenmassen zuführte. Mächtige Steinquader sah man
nach dem Weichen des Hochwaffers im Flußbette in Denben, Potschappel
und Löbtau.
Hier habe ich nun noch eine Gesteinsprobe, die aus dem Müuduugs-
gebiete stammt. Durch ein Vergrößerungsglas überzeugen wir uns, daß
diese Sandkörnchen aus demselben Material bestehen wie die Steine,
die wir an der Quelle finden. Welche Wandlung hat also das Gestein
durchgemacht? Wie das zugeht, beobachten wir am besten im zeitigen
Frühjahre, wenn heftige Regengüsse und das Wasser der Schneeschmelze
den Bach zu einem schäumenden Gewässer machen. Sehen können wir
dann freilich des trüben Wassers wegen die Steine nicht, desto besser
aber hören. Das laute Dröhnen, das dann das Tal erfüllt, so daß
wir kaum ein Wort unseres Nachbars verstehen, wird durch das An-
schlagen der Steine aneinander verursacht. Wie in einer Mühle reiben
die Steine aneinander — und was ist die Folge davon? Wann
wird sich nun das zerriebene Material zu Boden setzen? Welches wird
zuerst untersinken? Denkt an die Wasserrinne nach dem Gewitterregen!
Das gröbere Gesteinsmaterial, das zuerst zu Boden sinkt, nennen wir
Kies. Schütte ich etwas Kies in ein Glas voll Wasser, so sinkt derselbe
sofort unter und bleibt auch dann noch liegen, wenn wir es heftig um-
rühren, infolge seiner Schwere. Das mehr zerriebene Gestein ist der
Sand. Welche Beobachtung mache ich, wenn ich den Sand ins Wasser
bringe und beides gehörig durcheinander schüttele? Das Wasser ist
einige Zeit ganz trübe, dann aber senkt sich der Sand als Niederschlag
zu Boden. Das am meisten zerstörte Gesteinsmaterial, das so fein ist
wie Mehl, nennen wir Schlamm. Bringen wir diesen in das Glas
Wasser und schütteln so lange, bis sich derselbe ganz mit dem Wasser
vermischt hat, so ist nach Stunden noch das Wasser ganz schmutzig,
Schlammwasser; aber schon bildet sich auf dem Grunde eine Schicht,
Schlammschicht, diese wächst so lange, bis das Wasser wieder klar
geworden ist. Wo werden wir nun in den fließenden Gewässern den
feinen Schlamm finden? wo den groben Kies? und wo den körnigen
Sand? Da der runde Stein im fließenden Wasser viel schneller vor-
wärts kommt als der eckige, so kann er natürlich in der Läuge der Zeit
zu Sand und schließlich zu Schlamm zerrieben werden. Könnten wir
einmal die Steilküste des Meeres schauen, so würde uns der Einfluß
des Wassers auf das Gestein noch viel deutlicher werden. Man sieht
der Küste sofort an, wieweit sie von den Wellen berührt wird. Woher
stammen also Kies, Sand und Schlamm? Es sind Teile des Materials,
welches von der Erdoberfläche abgelöst und im bewegten Wasser zer-