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1. Heimatkunde im achten Schuljahre - S. 22

1905 - Dresden : Huhle
f — 22 — stein, so zerschlagen mich die Arbeiter in kleine Stücke und setzen mich im Kalkofen großer Hitze aus. Dieser Ofen ist im Innern wie ein Trichter gestaltet und endet unten mit einem großen Roste — das Ganze ist ein feuerfestes Gemäuer. In diesem Ofen werden wir schichtenweise zwischen Kohlen gebrannt. Kohlensäure und Wasser weichen von uns. Nachdem wir erkaltet sind, haben wir große Neigung, uns wieder mit dem Wasser zu verbinden. Können wir Wasser er- langen, so saugen wir dasselbe mit großer Begier ein, zerspringen und zerfallen zu Pulver; dabei entwickeln wir einen hohen Grad Wärme. Nun sind wir nicht mehr Kalkstein, sondern Kalkerde. Solche Kalk- erde streuen die Leute auf das Feld, um ihm größere Fruchtbarkeit zu verleihen — deshalb nennt man mich auch Düngekalk — oder ver- mengen sie mit Sand zu Kalkmörtel, der beim Mauern die Steine verbindet und dann an der Luft steinhart wird. Verdünnt man mich aber mit Wasser, so daß Kalkmilch entsteht, so kann man mit mir die Wände bestreichen oder weißen. An Stelle der Kalkmilch nimmt der Maler oft auch Kreidemilch. Die Kreide muß also Ähnlichkeit mit mir haben. Nun werden wir weiter beobachten und nachdenken. Da die Kreide Ähnlichkeit mit dem Kalke hat, untersuchen wir zu- nächst die Kreide; denn sie ist noch weicher wie der Kalkstein. Wenn wir die Kreide mit dem Messer schaben, merken wir, daß die Teilchen sehr wenig Zusammenhang haben. Wird die Kreide naß, schreibt sie nicht mehr. Anstatt des Wassers gieße ich jetzt Salzsäure darauf. Welche Beobachtung macht ihr da? Sie braust auf — schreibt dann auch nicht mehr. Jetzt bürsten wir etwas von der Kreide ab nud legen den Kreidestaub unter ein Mikroskop (Illb) — was sehen wir? Wir ver- gleichen nun damit diesen Tiefseeschlamm aus dem Atlantischen Ozean, der ebenfalls für das Mikroskop präpariert ist (lila). Die Kreide besteht wie dieser Tiefseeschlamm zum großen Teile aus kleinen, ganz feinen Muschel- schalen, die so klein sind, daß wir sie mit dem bloßen Auge nicht unter- scheiden können. In dem kleinsten Stückchen Kreide finden wir Hunderte solcher Schalen. Es sind keine eigentlichen Muscheln, sondern ganz kleine Tierchen von verschiedener Gestalt, welche aber Kalkschalen wie die Muscheln und Schnecken besitzen. Die Tierchen sind natürlich tot, nur das Gehäuse ist uoch da. Man nennt solche Tierchen Siebschal- tierchen, weil sie aus einzelnen Kammern bestehen, deren Wände sieb- artig durchbohrt sind und welche dadurch untereinander in Verbindung stehen. Weil der Zusammenhang der einzelnen Teilchen sehr gering ist, so lassen sie sich sehr leicht voneinander trennen, und darauf be- ruht die Eigenschaft des Schreibens. Hier kann ich euch noch Kreide mit eingebetteter Muschel zeigen. Einen Versuch mit Kalkstein haben wir früher schon in der Natur- lehre gemacht — gebt ihn an! In eine Gasentwicklungsflasche brachten wir einige Stücke Kalkstein und etwas Wasser. Durch die Trichter- öffuuug gössen wir etwas Salzsäure ein. Sofort begann eine lebhafte Gasentwicklung. Die Salzsäure trieb die Kohlensäure aus und verband sich mit dem Kalke. Die Kohlensäure war ein färb- und geruchloses
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