1905 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Felgner, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Iy. Heule lassen wir uns von den Syenilsteinbrüchen
des Plauenschen Grundes etwas aus der Kindlzeil
unserer Heimal erzählen.
Berichtet zuerst, was uns der Syenit im dritten Schuljahre erzählt
hat! Ich bin schwerer als Kohle, Sandstein und Kalkstein, lasse mich
nicht mit dem Messer ritzen oder schaben und nur schwer mit dem
Hammer zerschlagen. Weder Feuer noch Wasser können mir etwas
anhaben. Wegen meiner Härte diene ich den Menschen zu Bausteinen,
wovon die Bahnhofsgebäude zu Potschappel und Tharandt, die Kirche
zu Deuben Zeugnis ablegen. Auch zu Straßenpflaster lasse ich mich
gebrauchen, und wenn man mich zu kleinen unregelmäßigen Stücken
zerschlägt, so diene ich zu Straßeuschotter. Ich bin keine einfache,
gleichartige Felsart wie Sandstein, der aus lauter abgerundeten Körnern
besteht, und wie der Kalkstein, der aus Überresten von Tiergehäusen
gebildet ist, sondern ich bin aus mehreren uralten Gesteinsarten zu-
sammengesetzt. Das vorwaltende Gestein ist der rötliche Feldspat —
weniger hervortretend ist die dunkelgrüne Hornblende; so benannt, weil
sie fast wie Horn aussieht; zufällig kann auch etwas Quarz und Glimmer
in mir sein. Die innige Verschmelzung und Verkittung dieser eckigen
Gebilde ist der Grund meiner Härte. Meinen Namen habe ich nach
der Stadt Syeue in Ägypten bekommen, und schon die alten Ägypter
haben mich zu ihren Prachtbauten benutzt.
Nun wollen wir wieder beobachten und nachdenken.
Die erste Frage wird sein: Wie hat sich dieses Gestein gebildet?
Haben wir es hier mit der Wirkung des Wassers zu tun? Können
diese Gebilde aus dem Pflanzenreiche sein? Stammen die Steinarten
aus dem Tierreiche? Gebt jedesmal die Begründung dazu! Wollen wir
uns die Entstehung deutlich machen, müssen wir etwas weit ausholen.
Eure Väter haben euch schon oft erzählt, daß es in der Grube so
heiß ist, daß sie die Kleider beim Arbeiten ablegen müssen. Je tiefer
die Schächte sind, desto mehr haben die Bergleute unter der Hitze zu
leiden. Sommer und Winter bleibt sich die Hitze in der Grube gleich.
Man hat beobachtet, daß bei einer Tiefe von 30 m die Wärme um
Pc zunimmt. Wievielmal 30 m tief ist der Windbergschacht gewesen?
Berechnet das nach dem Bilde! Welche Wärme müßte dort geherrscht
haben, wenn auf der Oberfläche + 20° C waren? In welcher Tiefe
würde also das Wasser schon den Siedepunkt erreicht haben? Bei wie-
viel Meter Tiese würde Metall dieselbe Hitze haben, welche auf der
Erde gebraucht wird, um es zu schmelzen. (Gußeisen 1200° 0.)
Daß es so ist, dafür können wir Tatsachen anführen: Ihr habt in
der Geographiestunde gehört, daß in der Stadt Karlsbad, die ihrer Heil-
quellen wegen berühmt ist, das Wasser in einer Wärme von 66° C
aus der Erde kommt. Aus Island gibt es eine heiße Quelle, der Geiser
genannt, aus welcher in Zwischenräumen heißes Wasser und Dampf mit
großem Geräusche herausströmt und hoch in die Luft steigt. Wenn folch
heiße Quellen in den verschiedensten — in heißen, gemäßigten und