1906 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 3 —
Feldspat, Glimmer und Quarz, welche man in ihrer Verbindung als Granit
bezeichnet. Derselbe ist also das älteste kristallinische Massengestein
der Erde.
Bei der Erstarrung des Magma entstanden infolge der von der Abkühlung
abhängigen Zusammeuziehuug iu der äußeren, erstarrten Kruste Risse und Spal-
ten, aus welchen die tieferliegende, noch weichere und halbflüssige Magma hervor-
drang und über die schon fest gewordene sich ergoß, bis auch sie später erstarrte.
Daher unterscheidet man einen älteren nud einen jüngeren Granit.*)
Als später bei zunehmender Abkühlung die Wassermassen zunahmen, mußten
infolge des Wasserdruckes und der stärkeren Strömung die aus dem Magma sich
ausscheidenden Kristalle immer mehr eine horizontale oder parallele Lage annehmen.
Das erste Gestein, welches sich so bildete, ist der Gneis, der eine schwach schie-
ferige Beschaffenheit zeigt. Er geht nach unten meist unmerklich in wirklichen
Granit über, von welchem er oft durchbrochen und überlagert erscheint. Nach
oben aber nimmt die Deutlichkeit der Schieferstruktur zu, die Kristalle sind noch
deutlich und oft von ansehnlicher Größe. Dieses Gestein führt den Namen
Glimmerschiefer. Im weiteren Verlaufe der Gesteinsbildung werden die Kri-
stalle immer kleiner, ja endlich so fein, daß sie nur noch mit dem Mikroskope zu
erkennen sind. Dieses feinkörnige schiefrige Urgestein heißt Thonschiefer (Phyl-
lit), der nebst Glimmerschiefer und Gneis jene mächtigen Gebirgsmaffen dar-
stellt, welche unter dem allgemeinen Begriffe der kristallinischen Schiefer be-
zeichnet werden.
Verbreitung des Urgebirges: Es bildet das Grundgemäuer der Erd-
rinde und verbreitet sich über alle Festländer und Zonen. Es nimmt wohl kaum
weniger als die Hälfte der nicht vom Meere bedeckten Erdoberfläche ein; und da
es nach begründeten Vermutungen auch unter den später gebildeten Erdschichten
fortzieht, so bildet es den eigentlichen Kern unserer Erde.
In Europa treten diese Gesteine als zusammenhängende Masse in ganz
Schweden, Norwegen und Finnland aus, größere oder kleinere Inseln in den sie
umgebenden Sedimeutsormationeu bilden sie in Mittel- und Südeuropa.
Im Harze tritt die seltene Erscheinung auf, daß der Granit ohne Begleitung
des Gneises oder des kristallinischen Schiefers vorkommt. Wir finden hier im
Brocken und seiner Umgebung das mächtigste Granitmassiv des Harzes (im Brocken
selbst den Granitit), eine kleinere Granitfeste im Okerthale und den zweitgrößten
Granitstock des Harzes im Ramberge (Viktorshöhe bis zur Roßtrappe), den die
Bode von Tresebnrg bis Thale durchbricht.
*) Der Färbung und dem Gefüge nach sind dem Granit ähnlich:
1.) Der Syenit, welcher aber gewöhnlich keinen Quarz und statt des Glimmers schwarze
oder schwarzgrüne Körner oder Stengel von Hornblende hat;
2.) der Diortt, welcher aus einem schwarz und weiß gefleckten Gemenge von schwarzer
Hornblende und weißlichem Feldspate besteht und nicht selten auch eisenschwarze
Glimmerblättchen enthält;
3.) der Diabas, welcher aus schwarzem Augit, Feldspat und Grünerde besteht.
1*