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1. Das Vaterland - S. 94

1906 - Leipzig : Degener
— 94 — Erscheinungen jener Gegend bildeten und in den beiden Städten sich zwei Krystallisationspnnkte der starken Belebung bildeten. Das viel umstrittene Mainz (84^), an der Pforte in das Innere Ger- maniens, wo Drnsns sein Lager befestigte und auf dem rechten Rheinufer das jetzige Kastel (8) anlegte, hat seine Bedeutung als Hauptwassenplatz bis auf den heutigen Tag sich erhalten; wenn auch Metz seine frühere Aufgabe, den ersten feindlichen Borstoß von Westen her abzufangen, übernommen hat, so ist Mainz doch die wichtigste Festung in der Rheinlinie. Unter fränkischer Herrschaft wurde Mainz der Sitz des geistlichen Oberhauptes von ganz Deutschland, des ersten deutschen Erzbischoss, der später der vornehmste Kurfürst und Erzkanzler des deutschen Reiches war. Die Majestät und Herrlichkeit des romanischen Domes, des ältesten der drei romanischen Dome am Rhein, redet von der Macht dieses Kirchenfürsten. Durch seine günstige Lage genoß Mainz die Vorteile eines blühenden Handels; Reichtum kam in die Stadt, und mit Recht redete man von dem „goldenen Mainz". Die neuesten Stadterweiterungen, die Hafenanlagen, zwei Rheinbrücken sind dem weiteren Aufschwünge der Stadt förderlich gewesen. Auch Kunst und Wissenschaft fanden hier schon früh eine Heimstätte. So berichtet eine sinnige Sage von dem Meistersänger Frauenlob, den dankbare Mainzer Frauen zu Grabe trugen, weil er ihr Lob gesungen. Mit Stolz nennt der Mainzer seinen Gutenberg, der 1440 die Bnchdrnckerknnst erfand. Die Schwesterstadt Frankfurt a. M. (288 */2) hatte ebenfalls durch ihre günstige Lage politische und kommerzielle Bedeutung erlangt. Schon seit Karl dem Großen, der Niederdeutsche von der Weser (Sachsen) hier (in Sachsenhausen) ansiedelte, wandte sich das Interesse der deutschen Kaiser diesem von den Franken an einer Furt (Übergangsstelle) des Mains gegründeten Orte zu. Er wurde Hauptstadt des ostfränkischen Reiches und behauptete später als freie Reichsstadt in allen Wechselfällen der Geschichte seine Bedeutung. Seit der Goldenen Bulle Kaiser Karls Iv. war Frankfurt a. M. der Wahlort der deutschen Kaiser und später auch Krönungsstätte, wovon noch heute der Kaisersaal in dem Römer, dem jetzigen Rathause, Zeugnis giebt. Zur Zeit des deutschen Bundes wurde Frank- furt der Sitz des Bundestages und 1848 und 1849 Sitz des ersten deutschen Parlaments; die Paulskirche erinnert an die sturmbewegten Sitzungen desselben. 1866 verlor Frankfurt seine Selbständigkeit und kam unter den Schutz Preußens. Hier im historisch-denkwürdigen Hotel zum Schwan war es, wo Bismarck 1871 den Friedensschluß diktierte. Wenn auch die politische Bedeutung Frankfurts jetzt mehr zurückgedrängt ist, so hat es in um so größerem Maße Wichtigkeit für den Welthandel erlangt. Schon im 11. Jahrhundert war es der berühmteste Meßplatz Mitteleuropas, dessen ausgedehnte Handelsbeziehungen sich daraus erkennen lassen, daß Frankfurter Kaufleute im 13. Jahrhundert an der Oder ein zweites Frankfurt als Stapel- platz ihrer Waren gründeten. In jenen Zeiten war Frankfurt Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und Hauptplatz des Geldhandels; in neuerer Zeit ist die Bedeutung als Handelsplatz gestiegen durch zahlreiche Eisenbahnlinien, die Menschen
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