1906 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze" und „Der Gott, der Eisen
wachsen ließ, der wollte keine Knechte", seine patriotische Gesinnung charakterisieren.
5. Der Taunus und das Lahnthal.
a. Der Taunus (feit, äun—höhe) erhebt sich zwischen Rheingau, Wetterau,
Lahn und Rhein; seine Längsansdehnnng beträgt 80 km. Er bildet im Süden
einen ansqnarzit bestehenden Bergrücken, der in seinem östlichen Teile den Feldberg
(880 m) als größte Erhebung trägt. Nach Norden zu senkt sich das Gebirge
allmählich zur Lahn ab und hat dort plateauartigen Charakter. Etwa in der
Mitte teilt die Jdsteiner Senke, welche nur noch 350 in hoch liegt und von der
Bahn Höchst (oder Wiesbaden)—Idstein—selters—limburg a. d. Lahn benutzt
wird, das Gebirge in den Maintaunus mit dem Feldberg (oder die „Höhe") und
den Rheintaunus mit dem Niederwald im Westen. Letzterer wird durchzogen von
der Bahnlinie Wiesbaden—langenschwalbach—diez.
Am steilsten ist der Abfall des Gebirges von Rüdesheim bis Lahnstein.
Ebenso fällt der Taunus nach Süden und Osten ziemlich schroff zur Ebene ab.
Diese wein- und obstreichen Abhänge zeichnen sich durch zahlreiche Badeorte
(s. Seite 98) aus. Zwischen Soden und Homburg v. d. Höhe liegt das freuudliche
Cronberg i. Taunus (2%), in dessen Nähe sich Schloß Friedrichshof befindet,
der einstige Sitz der Kaiserin Friedrich.
Nördlich von Homburg vor der Höhe liegt an der Bahnlinie nach Usingen
die Saalburg, ein altes Römerkastell. Über diese Stelle ging der römische
Grenzwall (Pfahlgraben) oder der „Limes", eine Art chinesischer Mauer, durch
welche die Römer das Rheiugebiet zu schützen suchten gegen die Einfälle der
freien Germanen. Die Anfänge dieses gewaltigen Bauwerkes reichen zurück bis
in die Zeit nach der Varusschlacht im Teutoburger Walde, als die Römer
sahen, daß ein weiteres Bordringen nach der Elbe unmöglich war. Der Grenz-
wall begann der Ahrmündung gegenüber am rechten Rheinufer, zog sich über den
westlichen Teil des Westerwaldes, ging über Ems, Langenschwalbach, an der
Nordseite des Taunusrückens entlang über die Saalburg, umschloß die Wetterau,
erreichte oberhalb Hanaus den Main, der aufwärts bis Miltenberg die Fortsetzung
des „Limes" bildete. Von hier aus ging letzterer wieder als selbständiges Werk
südwärts bis nach Lorch an der Rems, dann in einem großen Bogen ostwärts
über Ellwangen nach der Donau, welche bei Hienheim (oberhalb Kelheims) erreicht
wurde. Die ganze Länge beträgt 550 km. An der äußeren, gegen das freie
Germanien gerichteten Seite war ein flacher Graben, an der inneren ein Weg,
zwischen beiden ein Pfahlwerk, eine Mauer oder ein Erdwall, überragt von zahl-
reichen Wachttürmen und Kastellen, zu denen auch die Saalburg im Taunus
gehörte. Der Wall sollte gegen einen überraschenden Überfall sichern. In ihm
haben wir das älteste historische Bauwerk Deutschlands, durch dessen Erforschung
uns eine eingehende Kenntnis der römischen Grenzgebiete und der Art ihrer
Verteidigung gegen Angriffe der Germanen verschafft ist. Das Reichs-Limes-