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1. Das Vaterland - S. 194

1906 - Leipzig : Degener
— 194 — Becken zu einem Haupthandelslande Deutschlands und der Erde gemacht, woraus sich die große Bedeutung Leipzigs als Hauptplatz für den Großhandel ergiebt. Die günstigen Verkehrsstraßen sind zugleich auch Heerstraßen, auf denen die Völker zusammenstoßen und ihre Geschicke durch die Waffen entscheiden. An solchen Ereignissen sind die Elb- und Saalelinien reich, erstere zeigt Schlachtplätze im Dresdener Kessel, bei Torgau und Wittenberg, letztere auf dem „Leipziger- Plane" zwischen Naumburg — Zeitz und Leipzig. Wo aber Industrie und Handel blühen, wo die Völker der Welt sich beim Austausch ihrer Produkte berühren, da findet der Geist des Menschen Gelegenheit, seinen Blick zu erweitern und seine Kräfte im freien Fluge zu entfalten. Das ganze Geistesleben in diesem Gebiete ist dafür ein beredtes Zeugnis. Die Uni- versitäten in Leipzig, Halle und Jena, die Fürstenschulen in Pforta, Grimma und Meißen, zahlreiche Fachschulen im Dienste der verschiedenen Industriezweige, wie alle anderen blühenden Schulanstalten beweisen den hohen Stand der geistigen Kultur, die im Laufe der Zeit zu verschiedenen Malen mit Macht über die Gren- zen des engereu Gebietes ausstrahlte. Ist doch die kurfürstlich obersächsische Kanzlei die Geburtsstätte unseres Schriftdeutsch, dem Luther durch seine Bibel- Übersetzung die weiteste Verbreitung sicherte. Ebenso ging Luthers Kirchenrefor- mation von hier aus; die sächsischen Lande wurden die Hochburgen des Protestau- tismns und sind es geblieben, denn ihre Bewohner sind vorwiegend evangelisch; der Gustav Adolf-Vereiu ist in Leipzig entstanden, und eine sehr rührige evau- gelische Missionsgesellschaft hat dort ihren Sitz; desgleichen hat die segensreiche Herrnhnter Mission im östlichen Sachsen ihren Ausgangspunkt. In Leipzig wurde Richard Wagner geboren, welcher der Tonkunst neue Bahnen gewiesen hat, ebenso Leibniz, der Begründer der deutschen Philosophie. Auch Lessing, Gellert und viele andere, welche bahnbrechend auf den Gebieten des Geistes gewirkt haben, stammen aus Obersachseu. Das Sächsische Becken war seit dem 6. Jahrhundert von den heidnischen Slaven oder Wenden besetzt. Heinrich I. bezwang sie und führte mit den deutschen Völkern zugleich das Christentum ein. Wendische Reste haben sich erhalten in der Lausitz, wo die wendische Sprache noch heute zu hören ist, und im Altenbnrgischen, wo wendische Tracht und Sitte zu den Eigentümlichkeiten des Landes gehören; außerdem ist in vielen alten Siedlungen das hufeisenförmig gebaute Rundlings- dorf mit nur einem Eingange und einem großen Platze in der Mitte zu erkennen. Die meisten Spuren des Wendentums sind aber in den Ortsnamen zu erkennen, die vielfach auf itz, zig, au, :c. enden und oft treffend den Charakter des Landes oder des Ortes bezeichnen. Außer den germanisierten Wenden sind die jetzigen Bewohner, abgesehen von den überall zerstreut lebenden Juden, deutscher Abkunft. Das Vogtland ist von den Franken besiedelt, der nördliche Teil des Beckens, in dein schon die Grenze zwischen dem Oberdeutschen und Niederdeutschen liegt, von den Sachsen, der größte Teil in der Mitte, wie im Süden von den Thüringern. Infolge der hier zusammengeschobenen Volksstämme, zwischen denen zahlreiche Vermischungen eingetreten sind, giebt es viele Dialekte, von denen der obersächsische
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