1906 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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11. Der Berliner Geldverkehr.
Berlin ist die Hauptmünzstätte des Deutschen Reichest) Hier läßt der
Staat in der Königlichen Münze unsere Gold-, Silber-, Nickel- und Kupfer-
müuzeu prägen, während das Papiergeld in der Reichsdruckerei angefertigt
wird, wo zugleich die Herstellung der Postwertzeichen, Reichs- und Wechselstempel-
zeichen, Wertpapiere und Zinsscheinbogen, Sparmarken, Lotterielose:c. stattfindet.
Allein au Briefmarken werden täglich über acht Mill. Stück angefertigt, wobei
über 2 Ctr. Gummi zum Gummieren der Rückseiten nötig sind.
Die ans diesen beiden Instituten hervorgegangenen Geldsummen werden
größtenteils durch die Reichsbank in den Verkehr gebracht. Dieselbe ist das
größte Bankinstitut Deutschlands, welches mit seinen Zweigstellen „das ganze Reich
in einen Bankplatz verwandelt hat".
Einen gewaltigen Einfluß auf den geschäftlichen Umfang der Reichsbank übt
die Berliner Börse aus, deren Gebäude sich in unmittelbarer Nähe der Friedrichs-
brücke an der Spree befindet. Hier wird der Handel mit Wertpapieren (Effekten)
und mit Erzeugnissen der Landwirtschaft (Produkten) betrieben. Sogenannte
Makler übernehmen den Geschäftsverkehr und setzen oft in wenigen Sekunden
Hunderttausende um.
Bedeutend ist auch der Geldverkehr, deu die Post der Reichshauptstadt ver-
mittelt. Im Jahre 1891 gingen ca. 288 Mill, Mark mittelst Postanweisungen
aus Berlin heraus, wogegen 523 Mill. Mark einliefen. Hierzu kameu noch die
zahlreichen Nachnahmesendungen und Postaufträge.
12. Die Berliner Wohlfahrtseinrichtungen.
„Die Gesundheit einer Stadt hängt im wesentlichen von zwei Dingen ab:
von der Eigenschaft des Trink-Wassers und von der Schnelligkeit, mit der sie sich
ihrer Unreinigkeiten entledigt." In beiden Hinsichten hat die Stadt Berlin viel
gethan, indem in den zwei letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ca. 150
Mill. Mark für Wasserversorgung und Kanalisationswerke aufgewendet worden
sind. Drei große Wasserwerke (am Stralauer Thor, am Müggelsee im Südosten
und am Tegeler See im Nordwesten) führen der Stadt in einem Jahre so viel
in Filteranlagen gereinigtes Wasser zu, als der ganze Müggelsee enthält, der
4000 in lang, 2300 m breit und vielfach 10 m tief ist. Ebenso großartig sind
die Kanalisationswerke, welche die unterirdische Abführung der Abfallstoffe bezwecken.
Dieselben werden auf die südlich und nördlich von der Stadt gelegeneu Rieselfelder
geleitet, wo sie, durch unzählige Kanäle verteilt, in den sandigen Boden einsickern
und eine erstaunliche Fruchtbarkeit bewirken, die in dem üppigen Wachstum der
dort angebauten Gemüsearten zu erkennen ist.
*) Die Münzstätten des Deutschen Reiches werden auf einer Seite der Münzen durch Buch-
staben, die sogenannten Münzbuchstaben, angegeben und zwar bezeichnet A — Berlin, ö —Hannover,
0^ Frankfurt, B = München, D —Dresden, F = Stuttgart, Karlsruhe, H — Darmstadt,
I — Hamburg.