1906 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Die Obstproduktion Deutschlands ist nicht unbedeutend in den zahlreichen
fruchtbaren Gebieten; verschiedene dieser Gegenden genießen sogar einen besonderen
Ruf als Obstländer, wie z. B. die Umgebung von Werder bei Potsdam, das
Alte Land bei Hamburg :c. Trotzdem reichen die eigenen Obsternten bei weitem
nicht aus für den Bedarf. Die Einfuhr von frischen und getrockneten Obstarten
und Beeren belief sich 1900 auf 46,7 Mill. Mark; die Hauptlieferanten sind
Österreich-Ungarn (12,1 Mill.), die Vereinigten Staaten von Amerika (11,9 Mill.),
Serbien (6,2), Frankreich (3,6), Italien (2,9), Schweiz (2,4), Niederlande (1,7),
Portugal (1,0), Belgien (0,9 Mill. Mark). Die Obstausfuhr 1900 ging nach
Großbritannien und brachte eine Einnahme von nur 2,8 Mill. Mark.
Der Tabaksbau Deutschlands ist im Rückgang begriffen. In den letzten
20 Jahren des 19. Jahrhunderts ist die bebaute Fläche von 24000 da auf
14000 da und der Ertrag von 52000 t auf 30000 t getrockneter Tabaksblätter
zurückgegangen. Die Hauptgebiete des Tabakbaues sind die Pfalz, Baden, einige
Gebiete der Mark Brandenburg, Mecklenburg.
Die besten Tabake werden aus den Tropen eingeführt. Für 58000 t dieser
Ware gingen 1900 annähernd 98 Mill. Mark an das Ausland. Die Haupt-
lieferauteu waren: die Niederlande, Brasilien, die Vereinigten Staaten von Amerika,
die Türkei, Mexiko ic.
Der Hopfenbau wurde 1900 in Deutschland auf 37191 da Fläche betrieben
und ergab einen Ertrag von 21 782 t. Deutschland liefert über 40% des ge-
samten Hopfens; es wird darin von keinem anderen Lande der Erde übertroffen.
Über die Hälfte des deutschen Hopfens liefert Bayern allein; nach ihren Produktions-
mengen folgen: Württemberg, Elsaß-Lothringen, Baden, Preußen (des. der Bezirk
Posen) und die übrigen Staaten.
2. Der deutsche Welthandel mit den Erzeugnissen
der Waldkulturen.
Etwa 25 °/0 des deutschen Bodens sind mit Wald bedeckt, ^ davon mit
Laub-, 2/3 mit Nadelwald. Wenn man früher große Gebiete entforstet hat, um
sie dem Ackerbau zu gewinnen, so sucht man jetzt die Waldungen zu erhalten und
zu vermehren. Abgesehen von dem großen Nutzen, den der Wald durch seinen
Holzreichtum gewährt, ist er wichtig für Niederschläge, Bewässerung und Klima.
Übertroffen wird der Waldreichtum Deutschlands von Österreich-Ungarn
(32°/0), Rußland (39°/0), Schweden (47 "/<>) und Finnland (57 °/0); dagegen sind
Frankreich mit l6°/0 und Großbritannien mit 4 % waldarme Gebiete. Durch
diese Verhältnisse sind die Richtuugeu des Welthandels mit Holz und Holzwaren
in Europa bestimmt. Von den fremden Erdteilen greift besonders Amerika mit
seinem Holzreichtum in den Welthandel ein.
Im Jahre 1900 wurde an Holz und Holzwaren eingeführt für 256,6 Mill.
Mark, ausgeführt für 70,3 Mill. Mark, so daß 186,3 Mill. Mark in das Aus-
land gingen. Die Holzlieferanten Deutschlands waren: Österreich-Ungarn