1881 -
Rodenberg
: Selbstverl. des Verf.
- Autor: Schneider, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Rinteln, Schaumburg, Kassel
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Sachsen stießen oft mit ihren Nachbarn, besonders den Franken
im Westen, zusammen. Da machte Karl der Große (768—814) es sich
zur Aufgabe seines Lebens, sie zum Christentum zu bekehren. Der Kampf
mit den Sachsen dauerte über 30 Jahre (772—804). Siegreich drang Karl
im Sachsenlande vor und wohin er kam, unterwarfen sich die Sachsen und
gelobten Treue und Gehorsam; sobald er jedoch ihr Land wieder verlassen
hatte, erhoben sie sich unter Anführung des tapfern Widukind von neuem.
Im Jahre 779 huldigten Ostsalen Karl bei Fuhlen (Medosnlli); 782 sandte
Karl ein starkes Frankenheer durch das Land der Sachsen gegen die Sorben
und Wenden und forderte auch die Sachsen zur Heeressolge auf. Diese aber
überfielen das kaiserliche Heer beim Hohenstein und vernichteten es samt den
beiden Feldherren. Die Niederlage wurde aus dem nördlich vom Totenthal
gelegenen Felde, das die Sieger spöttisch Dachtelfeld (Dachtel - Hieb,
Schlag, Fuchtel) nannten, vollendet. Karl eilte herbei und lies;, um die
Gemüter zu schrecken, zu Verden an der Aller 4500 aufrührerische wachsen
köpfen. Dadurch stieg die Erbitterung höher denn zuvor, und Karl hatte
nun erst hart zu kämpfen. Nachdem er bei Detmold und an der Hase ge-
siegt, kam Widukind und bot Treue und Unterwerfung; seit seiner Taufe
(785) half er jeden Ausstand tapfer unterdrücken. Endlich nahmen alle
Sachsen das Christentum an.
Damit der neue Glaube fest einwurzele, legte Karl in dem eroberten
Sachsenlande die Bistümer zu Münster, Paderborn, Osnabrück, Bremen,
Minden, Verden, Hildesheim und Halberstadt an; daraus entstanden im
Laufe der Zeit blühende Städte. Der Bischofssitz der Sachsen war Minden;
das weltliche Regiment führten wie früher die Gaugrasen. Unser Weserthal
nahm der Ostergau ein; nördlich davon lag der Buckigau; die Umgegend
von Fischbeck hieß der Gau Tilithi.
Aus der heidnischen Vorzeit stammen die Ringwälle und Hünen-
gröber unserer Gegend. Ringwälle sind Einfriedigungen auf Bergen; sie
dienten zu religiösen und gerichtlichen Zwecken, auch zum Schutz und zur
Verteidigung gegen die Feiude. Solche Wälle sind noch anzutreffen auf
der Heisterburg bei Rodenberg, unterhalb der Ludener Klippe, auf der Deck-
berger Burg und über Rohden. Die an verschiedenen Stellen im Kreise
angetroffenen Hünengräber enthielten Urnen mit Knochen und Asche, auch
wohl Gegenstände von Glas, Eisen u. s. w. Es sind Begräbnisstätten unserer
heidnischen Vorfahren, die ihre Toten verbrannten und die Asche in Urnen
auf Hügeln beisetzten.
Wie der Mönch Hermann von Lerbeck, der älteste Schriftsteller über
die Geschichte unserer Gegend, berichtet, erhielt im I. 1026 der Gras Adolf
von Santersleben vom Kaiser Konrad Ii. (1024- 1039) auf Vorschlag
des Erzbischoss. Siegbert von Minden den Buckigau als Lehen. Bis dahin
hatte Adolf vielleicht die väterlichen Güter zu Rodenberg verwaltet. Einige
Jahre später (1030) wurde er auch mit dem Süntelgebirge belehnt. Da-
durch zum ersten Grasen von Schaumburg erhoben, erbaute er auf dem
Nesselberge die Schauenburg, nach der die Grafschaft benannt wurde.
Die Grafen von Schaumburg wohnten jedoch später gewöhnlich auf dem
Schlosse zu Stadthagen oder Bückeburg, und die Schaumburg war nur vor-
übergehender Aufenthaltsort oder Witwensitz. Ein Nesselblatt wurde in der
Folge das Wappen des gräflichen Geschlechts.