1910 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Mann, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 35
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 27 —
Erhebung eines Ortes über irgend einen Punkt seiner Umgebung. wenn
dieselbe nicht das Meer ist.
5. Das Gebiet der Oder.
Rechts an das Elbgebiet schließt sich das Gebiet der Oder.
Die Oder entspringt am Südostende des mährischen Gesenkes
(s. S. 12), wendet sich zwischen diesem und den Karpathen in einer schmalen
Einsenkung zuerst nach O., dann nach N. Bald erweitert sich das von ihr
durchströmte Tal zur breiten Ebene, an welche links und rechts nur
niederes Hügelland herantritt. Im N. W. begrenzen dann die Sudeten
(f. S. 11) ihr Gebiet. Von ihnen werden ihr zahlreiche Nebenflüsse zugeführt:
von der Südecke des Glatzer Gebirgskessels die Glatzer Neis?e, von
einem dem Riesengebirge vorgelagerten Gebirgszuge die Katzbach, vom
Riesengebirge selbst der Bober und die (Hörlitzer Neihe Im O. des
Flusses erhebt sich die Tarnowitzer platte zu einer Höhe von 300 m.
Sie birgt in ihrem Boden die großartigsten Steinkohlenlager Deutschlands,
ist aber auch reich an Eisen, Blei und Zink. Bergbau und Metallindustrie
bilden darum die Hauptbeschäftigung der dicht gedrängten Bewohner.
Das Odergebiet von der Quelle ab bis etwa zur Glatzer Neiße auf
der einen, der Malapane auf der andern Seite bildet die Landschaft
Gberschlesten, das sich immer mehr verbreiternde Tiefland bis nahe zur
Mündung des Bober rechts und zur Bartsch links Unterschlesten; links
vom Bober erstreckt sich die Gberlausitz, weiter abwärts die Uiedertausttz.
In den Gebirgsgegenden links der Oder und auf der Hochfläche rechts der-
selben bildet Gewerbfleiß die Hauptbeschäftigung der Bewohner (Leinen-
und Baumwollenspinnerei und -Weberei, Glasbläserei, Bergbau und Metall-
industrie), das fruchtbare fchlesische Tiefland hat reichen Ackerbau, Garten-
bau und Viehzucht. An der Oder selbst liegen die Städte Ratibor, wo der
Fluß schiffbar wird, Oppeln, Brieg, Breslau, die Hauptstadt Schlesiens
und die zweitgrößte Stadt in Preußen, und Glogau. Links der Oder liegen
Neiße, Glatz, Schweidnitz, Liegnitz und Görlitz; rechts auf der
Tarnowitzer Platte die Industriestädte Gleiwitz und Beuthen.
Von der Mündung der Görlitzer Neiße bis zur Festung Küstrin
wendet sich die Oder nach N. Bei Küstrin nimmt sie rechts die Warthe
auf. Links rückt sie ganz nahe an das Elbgebiet heran, und die niedere
Wasserscheide ist hier vom Friedrich-Wilhelmskanal durchstochen, der
Oder und Spree verbindet. Unterhalb des Friedrich-Wilhelinskanals liegt
Frankfurt a. O. Von Küstrin wendet sich die Oder wieder nach N.w.
bis zum Finow-Kanal, der sie mit der Havel verbindet. — Aus der
eben betrachteten Strecke bildet der Fluß das sogenannte Oderbruch ehe-
mals weite Sumpfstrecken, die aber von dem preußischen Könige Friedrich
d. Gr. entwässert wurden und nun sehr fruchtbare Landstrecken bilden.
Die Warthe, der bedeutendste Nebenfluß der Oder, der ihr an Länge
des Laufes nahezu gleichkommt, entspringt auf dem zu russisch Polen ge-
hörigen Teile der Tarnowitzer Platte. Sie nimmt links die Prosna aus,
welche sast die ganze Strecke ihres Laufes die Grenze zwischen Deutschland
und Rußland bildet. Rechts fließt in die Warthe die Netze. Das
Warthe- und Netzegebiet bildet eine weite Ebene und war einst ein
ödes Sumpf- und Waldland. Friedrich d. Gr. ließ durch deutsche Ansiedler
die Brüche an der Netze entsumpfen und baute den Bromberger Kanal,