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1. Geschichte der Neuzeit - S. 67

1883 - Freiburg : Herder
Zerstrung Magdeburgs. 67 ohne das Zeichen des Oberfeldherrn abzuwarten, den Anlauf begonnen und bald begann der Kampf auf der ganzen Linie. In kurzer Zeit waren die Mauern erstiegen und nach zweistndigem Straenkampf die Stadt erobert, welche alle Greuel eines erstrmten Platzes erfuhr. Wohl hatten Tilly und Pappenheim aufs strengste jedes Blutvergieen sowie Gewalt-thtigkeiten gegen Wehrlose verboten, erstem- war selbst in die Stadt geritten, um seinen Befehlen Nachdruck zu geben, aber ganz konnte er der Wut der Soldaten, welche durch den mrderischen und nutzlosen Widerstand Ziegel, Steine, kochendes Wasser zc. wurden auf die An-greifer geworfen erbittert waren, nicht Einhalt thun. Whrend er aber fein Mglichstes that, stiegen pltzlich an mehr als 50 Stellen der Stadt Feuersulen auf und in wenigen Stunden war Magdeburg bis auf den Dom und 137 Huser in Flammen aufgegangen. Tilly und seine Offiziere trieben die Soldaten durch Bitten und Drohungen zum Lschen an, mancher Bewohner wurde von ihnen dem Tode' entrissen, aber die Stadt war nicht mehr zu retten, der Abend fand nur noch einen Schutthaufen. Wer das Femr angelegt, wird wohl nie offenkundig werden. Gnzlich unwahr aber ist die Behauptung, Tilly oder Pappenheim htten die Zerstrung angeordnet. Es ergibt sich das schon daraus, da das Feuer in vielen Stadttheilen ausbrach, wohin noch kein kaiserlicher Soldat gedrungen war. Auch mute iu strategischer Hinsicht ihnen alles daran liegen, einen so wichtigen Platz unversehrt zu erhalten, wie denn auch die hinter-lassenen Handschriften beider Feldherren bezeugen, wie sehr sie die Zerstrung Magdeburgs bedauerten. Aus der andern Seite lag den Schweden alles daran, die stark befestigte Stadt nicht unversehrt in die Hnde des Feindes gelangen zu lassen, und ist es daher am wahrscheinlichsten, da Falkenberg, von dem man nach dem Kampfe keine Spur mehr fand, das Feuer mit ober ohne Wissen Gustavs hat anlegen lassen. Von den Zeitgenossen hat daher auch nur Friedrich Spanheim in Genf, der die Ereignisse in Magdeburg in wenig glaub-wrdiger Welse schildert, es gewagt, Tilly fr die Zerstrung verant-wortlich zu machen, setzt aber seiner Erzhlung die Worte hinzu: wenn es wahr ist". Aus diesem Spanheim hat Schiller, bekanntlich ein ebenso groer Dichter als schlechter Historiker, geschpft und die Lge von Tillys Schuld weiter verbreitet, ohne aber den bezeichneten Zusatz Spanheims beizufgen. Gustav Adolf entschuldigte den Vorwurf, da er nichts zur Rettung der Stadt gethan, mit der Unentfchlofsenheit des Kurfrsten von Brandenburg, der den Marsch durch sein Gebiet nicht habe erlauben wollen. Nach dem Falle Magdeburgs aber ntigte er den Kurfrsten rasch durch die auf Berlin gerichteten Geschtze zu einem Bndnisse und besetzte die Festungen Spandau und Kstrin.
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