1899 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Weberei. Das industriereichste deutsche Gebirge ist das Erzgebirge, das
industriereichste am Rhein der Schwarzwald. — 5. Gebirge bilden oftmals
Natur grenzen zwischen Ländern und Völkerstämmen: Böhmerwald, Erz-
gebirge, Sudetenzug, Thüringerwald (zwischen Thüringen und Franken). —
6. a. Gebirge haben Einfluß auf das leibliche und geistige Leben
ihrer Bewohner: Gebirgsbewohner sind körperlich meist rüstig und iu
geistiger Beziehung meist fromm, weil die Gefahren, denen sie unterworfen
sind, sie ans Gottes Schutz hinweisen. Sie hängen gewöhnlich auch mit
großer Liebe an der Heimat und an heimischen Sitten. Gebirgsbewohner
sind serner freiheitsliebend. Gebirge sind oftmals Zufluchtsorte für Verfolgte
geworden, z. B. die Waldenfergemeinden fanden namentlich in Gebirgen
Schutz. — b. Gebirge haben Einfluß auf die Dichtigkeit der Be-
völkernng. In der Regel wirken bedeutende Erhebungen des Bodens
einer Verdichtung der Bevölkerung entgegen. Unter allen Erdteilen hat
Europa die geringste mittlere Höhe, ist also in dieser Beziehung bedeutungs-
voll begünstigt. — 7. Gebirge sind von Einfluß auf die Pflanzen-
und Tierwelt. Auf hohen Gebirgen wachsen andere Pflanzen (Alpen-
pflanzen) und leben andere Tiere (Gemsen, Steinböcke, Murmeltiere) als in
anderen Gebieten; auch iu den Thälern ein und desselben Gebirges wachsen
andere Pflanzen als auf den Höhen der Berge. Nördlich von den Alpen
sind vielfach andere Pflanzen, als südlich von denselben; die Tierwelt
Europas ist durch das Uralgebirge von derjenigen Asiens geschieden.
8. Gebirge verschönern das Land. Ebene Länder sind arm an Natur-
schöuheiten, Gebirge bieten Abwechselung von Berg und Thal, reizende Fern-
sichten, rauschende Bäche, srische Luft, Waldpartieen und anmutige Gebirgs-
dörfer. — 9. Im Altertums betrachtete man die Gebirge als Wohnsitze der
Götter, als „Altäre Gottes". Der Olymp war Der Göttersitz bei den
Griechen.
Die wichtigsten Gebirge Europas sind folgende:
). Die 3upcit
gehören zu den Hochgebirgen, sind das höchste Gebirge in Europa
und liegen in der Mitte zwischen Äquator und Nordpol. Der Na m e bedeutet
soviel wie „die Weißen" oder „die hohen Berge". Ihre Länge beträgt etwa
150 Beeilen (etwa 1200 km), ihre Breite 20—40 Meilen (150—300 km
und ihr Flächeninhalt 4500 ^Meilen (220 000 qkm). In Europa werden
sie an Länge bedeutend von dem Uralgebirge und an Massenhastigkeit von
dem Skandinavischen Gebirge übertroffen. Doch übertreffen sie selbst alle
andern größern Gebirge Europas außer durch die Höhe noch durch ihre
Bewohnbarkeit, Anbaufähigkeit und Zugäng lichkeit, sowie
durch Mannigfaltigkeit und Schönheit der N a t u r f o r m e n. — Die
Alpen haben im allgemeinen die Gestalt eines Füllhorns, dessen Spitze am
Golf von Genua liegt und dessen Öffnung nach der Tiesebene Ungarns zu
gerichtet ist. Ihre natürliche Begrenzung finden sie im S. durch das
Adriatische Meer, die Potiesebene und den Busen von Genua, im W. durch
die Rhonetiefebene, im N. durch die Schweizer Hochebene und die Schwäbisch-
bayerische Hochebene, im 0. durch die Ungarische Tiefebene. Die Abdachuug
der Alpen ist gegen 8. im allgemeinen steiler und kürzer als gegen N., daher
erscheint die Alpenkette von 8. her gesehen viel mächtiger, als von einem